Einsatzkommando Cobra

Treibenreif: "Die Reaktionszeit war einzigartig"

Neuerungen bei der Polizei, von der Installierung der "Schnellen Reaktionskräfte" in allen Bundesländern bis zu technischer Auf- und verbesserter Ausrüstung, sind als Folge des Anschlags vom 2. November 2020 in Wien vorangetrieben worden, sagte Bernhard Treibenreif, Direktor der Sondereinheit Einsatzkommando Cobra.

Der islamistische Terrorist erschoss in der Innenstadt Wiens vier Menschen und verletzte zahlreiche teils schwer. Von der Alarmierung bis zur "Anhaltung" des Attentäters dauerte es wenige Minuten. In Wien existierten zum damaligen Zeitpunkt mit der Sondereinheit WEGA und dem Einsatzkommando zwei Spezialeinheiten, die in solchen Situationen zusätzlich zum allgemeinen Streifendienst umgehend zufahren konnten. Das Einsatzkommando Cobra konnte in der Nacht des Terroranschlags inklusive Entschärfungsdienst rund 200 Kräfte mobilisieren. "Der Attentäter konnte durch die erste am Tatort eintreffende WEGA-Streife handlungsunfähig gemacht werden. Die Reaktionszeit war einzigartig", sagte Treibenreif.

Angelehnt an die Wiener Sondereinheit WEGA wurde die Einheit "Schnelle Reaktionskräfte" (SRK) geschaffen, die in allen Bundesländern eingerichtet wird. Das Ziel dieser Einheit sei die Schließung der Lücke zwischen dem Streifendienst und der Sondereinheit WEGA. Die ohnehin geplante Einrichtung der SRK sei aufgrund des Ereignisses beschleunigt worden. Zusätzlich dazu konnte ein Anti-Terror-Paket geschnürt werden. Das neue Paket beinhaltet die Anschaffung von drei gepanzerten Einsatzfahrzeugen für die Cobra und Ausrüstung wie Nachtsichtgeräte, Schutzhelme und -westen.

Seit den Terroranschlägen wie zum Beispiel in Frankreich hätten die Verantwortlichen diese Art der Gefahrenlage immer bei den Vorbereitungen im Hinterkopf gehabt, sagte Treibenreif. "Das Einsatztraining wurde von 'Sichern und Zuwarten' auf 'aktives Vorgehen' in der gesamten Polizei angepasst, um sich damit für Terror aber ebenso für Amok zu wappnen. Das läuft schon seit Jahren", ergänzte der Cobra-Chef. Gemeinsame Trainings bestehend aus 300 Einsatzkräfte der Landespolizeidirektion, Cobra und Entschärfungsdienst sowie Bediensteten der Stadt Wien und Rettungsdiensten wurden bereits im Jahr 2016 durchgeführt. Die Übung "Herbstlaub" beinhaltete die Annahme eines Anschlags mitten in Wien.

Die reibungslose Zusammenarbeit vieler Stellen sei in solchen Situationen unumgänglich. Um zu verhindern, dass weitere Menschen in Gefahr geraten, liefen im Hintergrund komplexe Vorgänge. Am Tatort wurde die Sprengstoffgürtelattrappe des Attentäters mithilfe von Robotern abgeschnitten und gleichzeitig konnte eine Identifizierung dessen durchgeführt werden.

Die Identifizierung ermöglichte 14 Hausdurchsuchungen im Umfeld des Terroristen sagte Treibenreif. Zur Sicherheit der Menschen veranlasste der Einsatzstab die Einstellung oder Umleitung von Straßenbahnen. Zusätzlich wurden Einrichtungen wie zum Beispiel Opernhäuser und Theater verständigt, die Besucher nicht in die Gefahrenzone zu entlassen.

"Neben den unzähligen Notrufen waren die zahlreichen Falschmeldungen ein relativ großes Problem", sagte Treibenreif. "Die Erkenntnisse aus dem Amoklauf 2016 in München haben gezeigt, dass im Rahmen solcher Großeinsätze die sozialen Medien betreut werden müssen. Dies war eine große Herausforderung und hat die Einsatzkräfte stundenlang beschäftigt, da man jeden einzelnen Hinweis abklären muss."

Treibenreif betont, dass die Bedrohungslage in Wien heute nach wie vor Extremismus und Terrorismus betreffend als erhöht anzusehen sei. "Die Corona-Krise sorgt demnach für zusätzliche Spannungen," ergänzte Treibenreif. "Außerdem hat sich der Bedarf an Personenschutz für Politiker und andere Personen öffentlichen Interesses im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent erhöht."

Bernhard Treibenreif, Direktor der Sondereinheit Einsatzkommando Cobra
Foto: ©  BMI / Alexander Tuma

Artikel Nr: 19061 vom Sonntag, 24. Oktober 2021, 13:32 Uhr
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