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Zweistelliger Millionenschaden durch Okkult-Betrug: Selbst ernannte Schamanin ausgeforscht
Nach der 44-jährigen Beschuldigten wird mit europäischem Haftbefehl gefahndet. Ihr 29-jähriger Sohn wurde am 3. Februar 2025 wegen des Verdachts der Beitragstäterschaft festgenommen.
Nach umfangreichen Ermittlungen und maßgeblicher Mithilfe der Bevölkerung ist es Bediensteten des Landeskriminalamts Niederösterreich (LKA) gelungen, eine vermeintliche Schamanin auszuforschen. Bei der flüchtigen Beschuldigten handelt es sich um die 44-jährige österreichische Staatsbürgerin Mariana M., nach der mit europäischem Haftbefehl gefahndet wird. Die selbst ernannte Schamanin agierte unter dem Namen "Amela" und gab vor, übernatürliche Kräfte zu besitzen. Sie entlockte ihren Opfern auf betrügerische Weise Geld- und Sachwerte in Millionenhöhe.
"Durch die akribischen Ermittlungen der Bediensteten des Landeskriminalamts Niederösterreich ist der erste Schritt zur Klärung einer der größten Betrugsfälle gelungen. Dafür gilt mein großer Dank und Respekt. Mein dringender Appell an die Bevölkerung: Seien Sie aufmerksam und legen Sie ein gesundes Misstrauen an den Tag. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste", sagte Innenminister Gerhard Karner bei der Pressekonferenz am 10. Februar 2025 in St. Pölten.
Schaden im gesamten deutschsprachigen Raum vermutet
Bei einer Hausdurchsuchung im Bezirk Mödling stellten Beamtinnen und Beamte des LKA Niederösterreich, der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) und des Einsatzkommandos Cobra/Direktion für Spezialeinheiten (EKO Cobra/DSE) in einem Tresor Schmuck, Gold, hochpreisige Armbanduhren sowie Bargeld sicher. In diesem Tresor befanden sich neben 4,1 Millionen Euro Bargeld unter anderem auch 2,1 Millionen Schweizer Franken (2,5 Mio. Euro), 5.100 US-Dollar und 500 Deutsche Mark, weshalb die Ermittlerinnen und Ermittlern davon ausgehen, dass die Beschuldigte bzw. die Tätergruppe auch Opfer im gesamten deutschsprachigen Raum, insbesondere in der Schweiz und Deutschland, mit demselben Modus Operandi finanziell geschädigt hat.
Am 3. Februar 2025 wurde der 29-jährige Sohn der Beschuldigten und gleichzeitig Hausbesitzer des Hauses im Bezirk Mödling wegen des Verdachts der Beitragstäterschaft festgenommen und über Auftrag der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt in eine Justizanstalt eingeliefert.
Weibliches Opfer um 730.000 Euro betrogen
Ein weibliches Opfer wurde mit den vorgetäuschten wahrsagerischen Kräften um über 730.000 Euro Bargeld betrogen. Die Beschuldigte ging im konkreten Fall so weit, dem Opfer glaubhaft zu machen, eine nahe Angehörige sei verflucht und sie könne deren Tod vorhersehen. Um diesen vermeintlichen Fluch zu brechen, verlangte die Beschuldigte einen hohen sechsstelligen Betrag für "Reinigungsrituale".
Nachdem das Opfer in mehreren Raten mehr als 730.000 Euro übergeben hatte, brach die Beschuldigte den Kontakt mit dem Opfer ab. Dabei wurde dem Opfer von einer anderen weiblichen Person telefonisch mitgeteilt, dass die Beschuldigte aufgrund des "Reinigungsrituals" in ein schweres Koma gefallen sei.
"In einer Welt, in der viele Menschen nach Antworten auf die wesentlichen Fragen des Lebens suchen, haben sich Geschäftemacher etabliert, die vorgeben, übernatürliche Kräfte zu besitzen. Diese selbsternannten Gurus oder spirituellen Berater versprechen Heilung, Glück oder mitunter sogar den Kontakt zu Verstorbenen. Doch oft stecken hinter den esoterischen Fassaden knallharte Geschäftsinteressen. Sie nutzen dabei Vertrauen ihrer Opfer aus, die in einer emotionalen oder finanziellen Notlage sind und nach Hilfe und Unterstützung suchen," warnte Landespolizeidirektor Franz Popp.
Weitere Opfer gesucht
Stefan Pfandler, Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich, appellierte an etwaige weitere Opfer, sich beim LKA Niederösterreich zu melden. Auf der Homepage der Landespolizeidirektion Niederösterreich sind die zahlreichen Schmuckstücke und Wertgegenstände nummeriert ersichtlich (siehe Link am Ende des Artikels).
Weitere Opfer der mutmaßlichen Betrügerin werden dringend gebeten, die Ermittlerinnen und Ermittler des LKA Niederösterreich unter der Telefonnummer +43 59133 – 30 3333 zu kontaktieren. Hinweise zum Aufenthalt der Beschuldigten können ebenso unter der genannten Telefonnummer eingebracht werden und werden auf Wunsch vertraulich behandelt.