Aktuelles
Erfassung ukrainischer Kriegstoter in Österreich von 1941 bis 1955
Ergebnisse des Forschungsprojekts zu ukrainischen Kriegstoten in Österreich während des Zweiten Weltkriegs am 18. März 2025 in Wien präsentiert. 21 Prozent der sowjetischen Gefallenen stammten aus dem heutigen Gebiet der Ukraine.
Die Republik Österreich ist gesetzlich verpflichtet, alle auf österreichischem Bundesgebiet befindlichen Kriegs- und Opfergräber des Ersten und Zweiten Weltkrieges zu belassen und würdig zu erhalten. Die Erhaltung fällt in die Zuständigkeit des Bundesministeriums für Inneres und wird in mittelbarer Bundesverwaltung durch die Bundesländer wahrgenommen.
Neben den eigentlichen Kriegsgräbern der Angehörigen der Streitkräfte haben auch die Gräber von Kriegsgefangenen, Zivilinternierten, Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen, Opfern des Kampfes um ein freies und demokratisches Österreich, zivilen Opfern sowie von Opfern politischer Verfolgung und Häftlingen der Konzentrationslager Anspruch auf ein ewiges Ruherecht. Alle Gräber werden unabhängig von Nationalität, Rang oder Zugehörigkeit mit derselben Sorgfalt gepflegt.
Mit der Erhaltung dieser Gräber leistet das Bundesministerium für Inneres einen aktiven Beitrag zur Erinnerungskultur und stellt sich dabei seiner historischen Verantwortung. Diese Orte dienen als Mahnmal und Lernort zugleich. Die systematische historische Aufarbeitung dieser Stätten ist notwendig, um die Erinnerung lebendig zu halten. Aus diesem Grund wurde 2023 das Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung vom Bundesministerium für Inneres beauftragt, ein Verzeichnis der Ukrainerinnen und Ukrainer unter den rund 90.000 in Österreich bestatteten sowjetischen Kriegstoten zu erstellen.
Projektleiter Stefan Karner und sein Team können auf eine jahrzehntelange Expertise zurückgreifen. Das Team arbeitete bereits die Schicksale tausender kasachischer sowie moldauischer Kriegstoter auf. Nun wurden die ukrainischen Opfer des Zweiten Weltkrieges näher beleuchtet.
Überproportionaler ukrainischer Anteil bei den in Österreich bestatteten Sowjetbürgerinnen und Sowjetbürgern
Unter den rund 90.000 sowjetischen Kriegstoten in Österreich waren 11.067 Ukrainerinnen und Ukrainer. Diese 11.067 Ukrainerinnen und Ukrainer entsprechen 21 Prozent jener rund 52.678 sowjetischen Kriegstoten, deren Herkunft eindeutig geklärt werden kann. Gemessen am Anteil der damaligen sowjetischen Gesamtbevölkerung von 16,5 Prozent ist dies ein überproportionaler Anteil. Die meisten von ihnen starben im Jahr 1945, also in den letzten Kriegsmonaten. Ihre Gräber befinden sich auf dem gesamten Bundesgebiet.
Bis heute wird kaum Bedacht auf die multiethnische und multinationale Zusammensetzung der Roten Armee genommen. Das Projekt leistet daher auch einen Beitrag zur ukrainischen Identitätsbildung. Darüber hinaus werden den toten Ukrainerinnen und Ukrainern erstmals wieder ihre Namen zurückgegeben.
Neben dem Abschlussbericht wurden eine Kopie der Datenbank sowie eine Fotodokumentation der Grablagen an die zuständige Abteilung für historische Angelegenheiten im Bundesministerium für Inneres übergeben. Die Ergebnisse wurden am 18. März 2025 gemeinsam öffentlich präsentiert.
Mit der Erfassung der ukrainischen Kriegstoten in Österreich wurde ein Grundstein für die weitere historische Aufarbeitung der sowjetischen Kriegs- und Opfergräber gelegt. Gleichzeitig können mit den vorliegenden Ergebnissen die würdige Erhaltung und die Pflege der Kriegs- und Opfergräber in Zukunft gewährleistet werden.