NS-Forschungsprojekt
Polizei in der NS-Zeit
Im BMI wurde der Sammelband „Exekutive der Gewalt. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus“ präsentiert – mit wissenschaftlichen Erkenntnissen eines Forschungsprojekts.
Präsentation des Sammelbandes über die Rolle der Polizei im Nationalsozialismus am 24. Mai 2024 im Innenministerium: Martin Zellhofer, Sektionschef Mathias Vogl, Gregor Holzinger, Barbara Stelzl-Marx, Andreas Kranebitter, Stephan Mlczoch
© BMI/Gerd Pachauer
Zum Abschluss des Forschungsprojekts „Die Polizei in Österreich: Brüche und Kontinuitäten 1938-1945“ wurde am 24. Mai 2024 im Innenministerium ein Sammelband mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen vorgestellt. Nach einleitenden Worten von Sektionschef Mathias Vogl und Martin Zellhofer, Verlagsleiter des Böhlau-Verlags, berichteten die Herausgeber über die Ergebnisse, die in der Publikation mit dem Titel „Exekutive der Gewalt. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus“ zusammengetragen worden sind.
Barbara Stelzl-Marx, Projektleiterin und Leiterin des Ludwig-Bolzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung (BIK), Andreas Kranebitter, Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, und Gregor Holzinger, Leiter der Forschungsstelle der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, sprachen in einem von Abteilungsleiter Stephan Mlczoch moderierten Gespräch über die verschiedenen im Sammelband behandelten Themenfelder: von der nationalsozialistischen Unterwanderung der Exekutive vor 1938 über die Frage nach den individuellen Handlungsspielräumen der Polizei während der NS-Zeit bis hin zur ungenügenden gerichtlichen Ahndung von NS-Verbrechen und Entnazifizierungsmaßnahmen bei der Polizei.
Wiener Polizisten nach der NS-Machtübernahme 1938
© Polizeiarchiv Wien
Der 824 Seiten starke Forschungsband bietet einen umfassenden Einblick in die Arbeitsweise der Polizei in Österreich während des Nationalsozialismus. Manche der 32 nationalen und internationalen Expertinnen und Experten, die die Beiträge im Sammelband zur Geschichte der österreichischen Polizei im Nationalsozialismus verfassten, hatten ihre wissenschaftlichen Zwischenergebnisse bereits bei zwei im Innenministerium abgehaltenen Symposien präsentiert. Durch die Öffnung der Archive des Innenministeriums und der Landespolizeidirektionen gelang es, einen umfassenden Einblick in die Arbeitsweise der Polizei in Österreich während des Nationalsozialismus zu bekommen.
Im Anschluss an die Präsentation der Publikation gab es die Möglichkeit, die Ausstellung „Hitlers Exekutive. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus“ im BMI zu besuchen. Projektleiterin Barbara Stelzl-Marx und Kuratorin Martina Zerovnik führten ein letztes Mal durch die Entwicklung der Polizei in Österreich vor, während und nach dem Nationalsozialismus.
Mit der Ausstellung wurde in den vergangenen Monaten ein prominentes Ergebnis des mehrjährigen Forschungsprojekts über die Geschichte der Polizei in der NS-Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mehr als 2.000 Menschen besuchten in rund 100 Führungen die Ausstellung von März bis Mai 2024 auf der ersten Station ihrer Wanderschaft durch Österreich.
Vernissage im Burgenland.
Nächster Halt der Ausstellung ist die Landespolizeidirektion Burgenland. Seit 20. Juni 2024 kann sie in Eisenstadt bis einschließlich 13. September 2024 besucht werden (Anmeldung für Führungen: lpd-b-veranstaltungen@polizei.gv.at).
Eva-Marina Strauß
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2024
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