Betrug
Gold statt Pelze
Unseriöse Händler werben in Inseraten und Flyern um den Ankauf von Antiquitäten, Pelzen oder Schmuck. Doch dahinter verbirgt sich eine Betrugsmasche, denn die Händler sind vordergründig an Gold interessiert, das sie den Verkaufswilligen unter einem Vorwand abluchsen.
Die Polizei forschte im Februar 2024 in Kärnten vier mutmaßliche Betrüger aus. Sie hatten geworben, sie würden in einem Hotel in Velden Gold und Pelze ankaufen. Da der Verdacht bestand, dass die Veranstalter eine präparierte Goldwaage beim Ankauf der Waren einsetzten und Betrug begehen könnten, befanden sich auch Beamte des Landeskriminalamtes bei der Veranstaltung. Die Ermittler trafen vor Ort drei Personen, die Goldmünzen, Silberbarren, diversen Gold- und Modeschmuck verkauft hatten. Bei einer nachträglichen Schätzung durch echte Experten stellten die Beamten fest, dass der von den Ankäufern geschätzte und bezahlte Wert um einiges geringer war, als der tatsächliche Wert der Waren. Die vier Beschuldigten, deutsche Staatsbürger, wurden angezeigt.
Lockangebote.
Betrüger schützen Interesse an Pelzen und anderen Wertsachen vor, haben es aber auf Goldwaren abgesehen © M.Dörr & M.Frommherz - stock.adobe.com
„Wir schätzen Ihre Antiquitäten, Teppiche, Pelze und Schmuck“; „Gerne prüfen wir Ihre Erbstücke auf Echtheit“; „Wir kaufen auch Modeschmuck“ oder „Für Pelze und Nerze bis zu 8.500 €“ – damit werben „fahrende Händler“ österreichweit auf Flugblättern, die in Postkästen landen oder in Zeitungen beigelegt werden. Sie arbeiten nach der Devise: „Wer einen Pelzmantel hat, der besitzt auch Schmuck und Gold.“ Obwohl echte Pelze heute nicht mehr viel wert sind, gaukeln unseriöse Händler vor, sie kaufen zu wollen. Doch das Interesse an Pelz oder Schmuck ist nur der Haken, den sie auswerfen, denn sie sind primär an Gold in Form von Schmuck, Uhren, Kunstgegenständen oder Münzen interessiert. Wer sich auf den Handel einlässt, sollte aufpassen, denn die Händler stellen es zur Bedingung, dass die Verkaufswilligen mit dem Pelz oder Schmuck auch Gold verkaufen, sonst komme es zu keinem Geschäft. Da sie nicht mit der Absicht, Gold zu verkaufen, zu den Händlern kommen, haben sie auch keines bei sich. Die Täter bieten an, die Personen mit nach Hause zu begleiten, um den Kauf an Ort und Stelle abzuschließen. Sie bieten ein „attraktives Gesamtangebot“ an. Hier besteht Überrumplungsgefahr, weshalb die Polizei davon abrät, sich nach Hause begleiten zu lassen.
Überrumplungsgefahr.
Meist sind die Opfer ältere Menschen, die Pelzmäntel besitzen und sich mit deren Verkauf ködern lassen. Wenn die Betrüger nach Gold fragen, geraten sie in Zugzwang: Einerseits wollen sie Pelze verkaufen und lassen sich auf die Bedingung ein, auch Gold zu verkaufen. Die Betrüger nutzen die Unbedarftheit der Kunden aus. Sie treten professionell und zuvorkommend in Erscheinung und überrumpeln die Opfer in einem Gespräch. Meist haben sie ein „Prüfset“ dabei. Sie setzen den Goldpreis des Schmucks sehr niedrig an und behaupten: „Das ist kein echtes Gold“; „der Goldpreis ist derzeit gefallen“; „der Preis gilt nur jetzt“. Die Verkaufswilligen haben keine Vergleichsmöglichkeit, ob der angebotene Goldpreis stimmt. Die Betrüger nehmen die Goldware gleich mit und sagen dem Opfer, dass sie die Pelzmäntel oder anderen Wertsachen später abholen würden, was dann meist nicht geschieht.
Die Täter sind mobil. Sie mieten für wenige Tage Geschäfts- oder Hotelräume, wodurch sie Seriosität vermitteln möchten. Vielen Betroffenen ist nicht bewusst, dass sie Opfer eines Betrugs wurden, wodurch der Vorfall nicht bei der Polizei gemeldet wird. Daher setzt die Kriminalpolizei verstärkt auf Prävention, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Zudem werden an bekannt gewordenen Verkaufsorten Kontrollen durchgeführt.
Die Polizei rät, das Verkaufsgespräch zu beenden, wenn der angebliche Pelzankäufer nach Goldschmuck fragt. Man sollte die Händler nicht in das Haus oder die Wohnung lassen und sich auf keinen Handel einlassen. Wer trotzdem verkauft und hinterher Zweifel hegt, sollte den Vorfall der Polizei melden. Man sollte keine Scham haben, Anzeige bei der Polizei zu erstatten, denn nur so kann die Polizei gegen die Betrüger vorgehen.
Romana Tofan
Goldverkauf
Tipps
- Informieren Sie sich vorab über Ihren Schmuck und suchen Sie die Feingehaltspunze auf den Stücken. So steht etwa die Prägung 585 für 14 Karat und 750 für 18 Karat
- Recherchieren Sie den Tageskurs für Goldpreise.
- Sie können mittels Goldpreisrechner den Wert Ihres Schmuckstücks berechnen.
- Die Österreichische Gold-u. Silber-Scheideanstalt Ges. m. b. H. (ÖGUSSA) veröffentlich täglich auf ihrer Internetseite die Kurse.
- Kontaktieren Sie mehrere Firmen oder Käufer, um zu sehen, welcher Preis bei einem Verkauf erzielt werden kann.
- Lassen Sie sich genau erklären, wie Ihr Schmuckstück bewertet wird und mit welchem Kurs berechnet wird. Achten Sie darauf, ungehinderten Blick auf die Waage zu haben.
- Sollten Sie den Schmuck über das Internet verkaufen wollen, achten Sie auf ein korrektes Impressum der jeweiligen Homepage. Hat es eine Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und allgemeine Geschäftsbedingungen?
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2024
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