Verkehrssicherheit
Mehr Raser und Drogenlenker
Mehr als sechs Millionen Geschwindigkeitsübertretungen wurden im Jahr 2023 geahndet und knapp 1,9 Millionen Alkoholtests durchgeführt. Die Zahl der Anzeigen wegen Fahren unter Drogeneinfluss stieg im Vergleich zum Vorjahr neuerlich deutlich an.
Polizistinnen und Polizisten stellten im Vorjahr 5,3 Millionen Geschwindigkeitsübertretungen fest © BMI/Gerd Pachauer
Polizistinnen und Polizisten zeigten 2023 6.160.271 Geschwindigkeitsüberschreitungen an oder ahndeten sie mittels Organstrafverfügungen. Etwa 5,3 Millionen dieser Übertretungen wurden von Radargeräten gemessen, 580.000 Fahrzeuglenkerinnen und -lenker wurden mit Lasermessgeräten ertappt und 270.000 von Zivilstreifen, durch Section-Control-Anlagen oder anderen Überwachungsarten festgestellt. Das bedeutet einen neuen Jahreshöchstwert und gegenüber 2022 einen Anstieg um 0,6 Prozent (Jahr 2022: 6.120.825).
Alkohol- und Drogenkontrollen.
Polizistinnen und Polizisten nahmen 2023 1.895.748 Alkoholkontrollen (Alkomattests, Alkovortests und ärztliche Untersuchungen) vor, das ist eine Zunahme von 7,2 % gegenüber 2022 (1.768.730).
Die Zahl der Anzeigen wegen Alkohol am Steuer sank von 32.875 im Jahr 2022 um 6,7 Prozent auf 30.683 im Jahr 2023. Weiters wurden 2023 8.676 Fahrzeuglenkerinnen und -lenker wegen Fahren unter Drogeneinfluss von Polizistinnen und Polizisten angezeigt, eine neuerlich deutliche Zunahme um 15,7 % (2022: 7.499).
Der Anstieg ist u. a. auf eine verbesserte Ausbildung von Exekutivbediensteten für den Einsatz der in einem Pilotprojekt erprobten Speichelvortestgeräte zur Erkennung von Drogenlenkern sowie dem Einsatz von Amtsärzten bei Schwerpunktaktionen im Straßenverkehr zurückzuführen.
Section-Control-Anlagen.
Derzeit sind zehn stationäre Section-Control-Anlagen in Betrieb: In Kärnten auf der Südautobahn (A2) im Ehrentalerbergtunnel, in Niederösterreich auf der Südautobahn (A2) im Wechselabschnitt und auf der B37 – Kremser Bundesstraße am Gföhler Berg, in Oberösterreich auf der A7 der Mühlkreisautobahn am Hummelhof, in der Steiermark auf der Pyhrnautobahn (A9) im Plabutschtunnel, in Salzburg auf der B 311 im Schönbergtunnel und im Schmittentunnel bei Zell am See, auf der B156 im Bereich Anthering-Weitwörth, in Tirol/Vorarlberg auf der Arlberg Schnellstraße (S16) im Arlbergtunnel sowie in Wien auf der Donauuferautobahn (A22) im Tunnel Kaisermühlen. Darüber hinaus wurden 2023 weitere mobile Section-Control-Anlagen in diversen Baustellenbereichen auf Autobahnen und Schnellstraßen temporär eingesetzt. Die Anlagen messen die durchschnittliche Geschwindigkeit von Fahrzeugen innerhalb einer festgelegten Wegstrecke. Alle Section-Control-Anlagen verfügen über eine Lenkerdokumentation.
Radaranlagen.
Der Bundespolizei stehen im Verkehrsdienst derzeit 380 stationäre und mobile Radargeräte zur Verfügung. Ein großer Teil der stationären Radaranlagen ist mit Lenkerfotoeinheiten ausgerüstet, v. a. auf Transitrouten. Mittlerweile sind bei der Bundespolizei bei den stationären Anlagen überwiegend Geräte mit Lasertechnologie im Einsatz, wobei funktionsfähige radarbasierte Altgeräte weiter in Betrieb bleiben.
Abstandskontrollen.
In 111.087 Fällen wurde von der Exekutive festgestellt, dass der vorgeschriebene Sicherheitsabstand beim Hintereinanderfahren zu gering war. Damit gab es einen Rückgang um 8,9 % zum Vorjahresergebnis von 121.883. Dieser Überwachungsbereich ist von Bedeutung, da immer wieder Raser und Drängler die Mehrheit der verantwortungsbewussten Verkehrsteilnehmer gefährden.
Sicherheitsgurt, Kindersicherung und Telefonieren am Steuer.
2023 wurden österreichweit 101.089 Übertretungen der Gurtenpflicht festgestellt, eine deutliche Zunahme zum Vorjahr (+ 14,4%). 129.781 Lenker wurden wegen Telefonieren am Steuer ohne Freisprecheinrichtung angezeigt oder mittels Organstrafverfügung an Ort und Stelle geahndet, das bedeutet einen Rückgang gegenüber 2022 um 0,6 Prozent. Ein Anstieg ist bei der Zahl der Beanstandungen wegen mangelnder Kindersicherung zu verzeichnen: 7.979 Anzeigen, die auch eine Vormerkung im Vormerksystem zur Folge hatten, waren um 13,8 % mehr als im Vorjahr. Es zeigt sich, dass in diesen Bereichen trotz des hohen Kontrollausmaßes eine Bewusstseinsbildung bei den Fahrzeuglenkern notwendig ist.
Schwerverkehrskontrollen.
Im Schwerverkehrsbereich wurden 2023 insgesamt 224.230 Anzeigen und Organstrafverfügungen nach dem Kraftfahrgesetz bei Straßenkontrollen von Lkws und Bussen erstattet (2022: 239.459), das ist ein Rückgang um 6,4 %. Der Hauptanteil davon betraf technische Fahrzeugmängel an Karosserie, Bremsen und Reifen (81.326), gefolgt von der Nichteinhaltung der gesetzlichen Lenk- und Ruhezeitvorgaben im gewerblichen Güter- und Personenverkehr (67.651), Überladungen (33.476) und mangelnde Ladungssicherung (5.449). Insgesamt mussten von den Kontrollorganen 28.198 Lkw und Bussen die Weiterfahrt wegen schwerwiegender Verstöße oder Mängel bzw. wegen Gefahr im Verzuge untersagt werden (2022: 26.914), ein Anstieg um 4,8 %.
Gefahrgutkontrollen.
Auf dem Gefahrgutsektor wurden 7.507 Gefahrguttransporte (Beförderungseinheiten) im Jahr 2023 einer intensiven Kontrolle unterzogen (2022: 8.188). Insgesamt mussten hier die Organe der Bundespolizei 517 Beförderungseinheiten die Weiterfahrt wegen Gefahr im Verzuge untersagen (2022: 551).
Otmar Bruckner
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 5-6/2024
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