Kriminalstatistik 2023
Betrug, Gewalt, Diebstahl
Laut polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) wurden vergangenes Jahr 528.010 Straftaten angezeigt – um acht Prozent mehr als 2022. Ursachen für den Anstieg: Eigentums-, Wirtschafts- und Internetkriminalität.
Internetbetrug: Im Vergleich mit 2022 wurden 2023 fast ein Viertel mehr Anzeigen verzeichnet 6COPY, Sam Richter - stock.adobe.com
Kriminelle sind stets auf der Suche nach einfachen Wegen, um möglichst hohe Summen zu lukrieren und dabei unerkannt zu bleiben. Die Zahl der Massendelikte im Internet oder mit Telekommunikation ist weiterhin im Steigen. Auch technologische Systeme, die den Zahlungsverkehr erleichtern, wurden 2023 von Kriminellen vermehrt verwendet. Das führte dazu, dass die Zahl der Anzeigen bei Eigentums- und Wirtschaftskriminalität angestiegen ist. 2023 wurden 528.010 Anzeigen erstattet – um 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote blieb mit 52,3 Prozent auf hohem Niveau. Mit 62,5 Prozent wurde in Vorarlberg die höchste Aufklärungsquote erzielt, gefolgt von Tirol (59,6 %), Oberösterreich (59,4 %) und Kärnten (59,3 %). 2023 wurden 329.991 Tatverdächtige ausgeforscht, 9,1 Prozent mehr als 2022 (302.530). Gestiegen ist auch die Anzahl der fremden Tatverdächtigen: 2014 waren es 89.594, 2023 150.481. Rumänien, Deutschland, Serbien, Syrien und Ungarn waren die Hauptherkunftsländer.
Einbruchsdiebstähle.
Laut OGH ist die widerrechtliche Bezahlung mit der NFC-Funktion als Einbruch zu werten© Benjaminnolte - stock.adobe.com
Die Zahl der Anzeigen wegen Einbrüchen nahm 2023 mit 58.897 Delikten um 19,7 Prozent zu. 7.647 Anzeigen entfielen auf Einbrüche in einen Wohnraum – ein kontinuierlicher Rückgang in den vergangenen zehn Jahren. Gab es 2014 17.110 Anzeigen, hat sich die Zahl angezeigter Delikte bis 2023 halbiert. Mit 10.337 Anzeigen wurden am häufigsten Einbrüche in Kellerabteile angezeigt.
Treibender Faktor der Zunahme der Zahl an Einbrüchen war die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, die widerrechtliche Bezahlung mit der NFC-Funktion als Einbruch zu klassifizieren. Laut Oberstem Gerichtshof ist „die Bankomatkarte ein Schlüssel im Sinne des § 129 Abs 1 Z 1 bis 3 StGB, der Ausgabemechanismus eines Bankomaten gilt als Sperrvorrichtung im Sinne des § 129 Abs 1 Z 3 StGB. Demzufolge erfüllt die Bargeldbehebung von einem Bankomaten mit einer Bankomatkarte das Tatbild des Diebstahls durch Einbruch nach §§ 127, 129 Abs 1 Z 3 StGB. 2023 wurden 4.759 Anzeigen wegen eines Einbruchs in einen Automaten erstattet (2022: 338). Die Anzahl der Einbrüche in Geldausgabegeräte hat sich mit 1.637 angezeigten Delikten fast verdoppelt (2022: 874).
Wirtschaftskriminalität.
Die Veränderungen in der Wirtschaftskriminalität unterlagen geringen Veränderungen: In der Betrugskriminalität wurde ein Plus von 12.190 Anzeigen auf insgesamt 64.276 Delikte registriert. In der Wirtschaftskriminalität wurde eine Steigerung von 11.486 angezeigten Delikten auf 103.330 verzeichnet und somit der Höchststand vom vergangenen Jahr übertroffen (2022: 91.844). Die Zahl der Fälle von Sozialleistungsbetrug nahm 2023 ebenfalls zu. 4.457 Anzeigen wurden bearbeitet, eine Zunahme von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2022: 3.173).
Internetbetrug.
Im Cybercrime-Bereich wurden 2023 65.864 Anzeigen erstattet, ein Plus von 9,4 Prozent. Ein Rückgang von 6,4 Prozent wurde bei Cybercrime im engeren Sinne – Straftaten, die sich gegen Daten oder Computersysteme richten – festgestellt. Eine Zunahme wurde beim Internetbetrug registriert: 34.069 Anzeigen wurden erfasst, ein Plus von 23,3 Prozent. Unter dem Überbegriff Internetbetrug werden verschiedene Betrugsformen zusammengefasst, die sowohl Einzelpersonen als auch Firmen betreffen können.
Sextortion.
Sextortion bezeichnet eine Methode, bei der eine Person mit Bild- oder Videomaterial, das sie beim Vornehmen sexueller Handlungen oder nackt zeigt, erpresst wird. Die Täter drohen mit der Veröffentlichung der Videos bzw. Nacktfotos in sozialen Netzwerken oder mit der Übermittlung an die Familie oder Freunde der Betroffenen. Die Täter nutzen die Angst und Scham der Opfer. 2023 verzeichnete die Polizei 3.891 angezeigte Erpressungen im Internet, 13,6 Prozent mehr als im Jahr davor (3.424).
Online-Kindesmissbrauch.
Wie in den vergangenen Jahren nahm 2023 die Zahl der Anzeigen im Bereich der pornografischen Darstellung Minderjähriger wieder zu: Waren es 2014 465 angezeigte Delikte, wurden 2023 2.245 Straftaten erfasst. Im Vergleich mit 2022 (2.061) bedeutet das einen Anstieg von 8,9 Prozent. Verdachtsmeldungen wurden 2023 vom US National Centre for Missing and Exploited Children (NCMEC) an Österreich übermittelt, wodurch österreichweit 464 Verdächtige ausgeforscht wurden.
Gewaltdelikte.
Am häufigsten wurde 2023 in Kellerabteile eingebrochen© AhoiAdventures.com - stock.adobe.com
85.374 Gewaltdelikte wurden 2023 angezeigt, ein Plus von 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2022: 78.836). Bei den angezeigten Delikten wurden 350 Schuss-, 2.479 Stich- und 615 Hiebwaffen verwendet, mitgeführt oder mit deren Einsatz gedroht. 2023 wurden 30 Männer und 42 Frauen ermordet. In 83,3 Prozent der Fälle bestand ein Bekanntschaftsverhältnis. Im Bereich Gewalt in der Privatsphäre wurde ebenfalls eine Zunahme verzeichnet: 20.590 Delikte wurden zur Anzeige gebracht, ein Plus von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2022: 19.897).
Schlepperkriminalität.
2023 wurden 4.704 Anzeigen wegen Schlepperei von der Polizei bearbeitet, 51,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor (2022: 9.186). 725 Schlepper wurden 2023 festgenommen, 13 Personen mehr als 2022.
R. T.
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 5-6/2024
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