Berufsbilder

Falschen Dokumenten auf der Spur

Angenommen, ein Passagier sitzt am Flughafen Wien Schwechat mit einem gefälschten Reisepass im Flugzeug und will nach Österreich einreisen. Wer kontrolliert ihn? Und angenommen, der Reisepass ist eine gut gemachte Fälschung. Wer erkennt die Fälschung?

"Täter werden im Fälschen von Dokumenten immer besser, und es ist immer wieder motivierend, wenn man trotzdem Indizien findet, wo man einhaken kann", sagt Revierinspektor Marco-Dominik Sailer. "Ich habe eine Amtshandlung in Erinnerung, bei der wir gefälschte, griechische Dokumente von Passagieren, die von Wien nach London reisen wollten, sicherstellen und aus dem Verkehr ziehen konnten." Die Dokumente seien ausgearbeitet und an die griechische Botschaft gesendet worden. "Zehn Minuten später bekam ich einen Anruf des griechischen Botschafters, der sich für die ausgezeichnete Arbeit bedankte und betonte, wie wichtig unsere Arbeit sei."

Sailer ist Mitarbeiter des Beratungsteams zur Verhinderung der illegalen Einreise (BT-VerdiE), das zum Referat III (Grenz- und fremdenpolizeiliche Angelegenheiten) des Stadtpolizeikommandos Schwechat der Landespolizeidirektion Niederösterreich gehört. Und weil diese Berufsbezeichnung zu lange sei, um sie ständig zu wiederholen, wenn man gefragt werde, was man beruflich mache, sage man "BT-VerdiE", wenn man über das Büro spreche. Mit Sailer arbeiten drei Polizistinnen und zehn Polizisten, allesamt Spezialisten auf ihrem Gebiet, im Büro "BT-VerdiE".

Sie bauen "Brücken mit Sprachen"

"Wir arbeiten unter anderem mit FRONTEX zusammen und stehen in ständigem gegenseitigem Kontakt", erzählt Sailer. "Zwei Kollegen sind für die Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache aktiv unterwegs, zwei auf bilateralen Einsätzen, was bedeutet, dass wir auch ständig internationale Kontakte knüpfen und europaweit miteinander vernetzt sind." Sailer wurde in Kapfenberg in der Steiermark geboren. Nach Abstechern in die Studiengänge "Elektronik- und Technologie-Management" und "Werkstoff-Wissenschaften" kehrte er der Universität den Rücken und ging nach einem Gespräch mit einem Bekannten zur Polizei.

Sie kontrollieren und schulen

Ein Teil der Arbeit beträfe "vorgelagerte Kontrollen", sagt Sailer. "Derartige Kontrollen werden bei ankommenden Flügen aus Drittstaaten durchgeführt. Das bedeutet, dass wir direkt zu Flugzeugen gehen und alle Passagiere mit allen mitgeführten Dokumenten kontrollieren". Dabei werde nicht nur jeder Passagier und jedes einzelne Dokument überprüft, "wir beurteilen auch die rechtliche Einstufung, ob der Passagier einreisen darf oder nicht". "Darüber hinaus werden Flüge innerhalb von Schengen im Zuge von AGM-Kontrollen überprüft."

Auch das Schulen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Fluglinien im Auftrag des Innenministeriums gehöre zur Arbeit des BT-VerdiE, sagt der Polizist. "Wir schulen Fluglinien im Erkennen von gefälschten Dokumenten und im Erkennen von Personen, etwa ob diese Person ident mit dem vorgelegten Dokument ist." Die jüngste Schulung sei über Auftrag des Referats II/2/c (Auslandseinsätze) des Innenministeriums ein Webinar über Personenverifizierung gewesen, an dem 146 Personen aus 26 Nationen teilgenommen haben, sagt Sailer. "Überhaupt arbeite man bestens mit dem Innenministerium zusammen", ergänzt der Polizist. Und auch mit den Magistraten und Bezirkshauptmannschaften arbeite man sehr gut zusammen, betont er.

Sie begleiten Flüge, in Zivil und unbewaffnet

"Im Ausland werden von uns nur Beratungstätigkeiten für Fluglinien durchgeführt, ohne polizeiliche Zwangsmittel, was bedeutet, dass wir Fluglinien nur beraten, und Flugkapitäne letztlich entscheiden, ob sie Passagiere mitfliegen lassen oder nicht", sagt Chefinspektor Ernst Eichinger, seit März 2014 Leiter des Fachbereichs "Grenzpolizei und AGM" im SPK Schwechat. "Wir sind nicht als Polizisten unterwegs, begleiten Flüge nur in ziviler Kleidung und unbewaffnet."

Sie versenden "Alerts-Meldungen" als Informationshilfen

"Ich bin ausgesprochen stolz auf unsere Spezialistinnen und Spezialisten vom Büro des BT-VerdiE, weil sie durch ihre Arbeit und ihr großes Engagement einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Außengrenze leisten", sagt Oberstleutnant Barbara Heigl, die seit November 2019 mit der Leitung des Referats III (Grenz- und fremdenpolizeiliche Angelegenheiten) betraut ist.

Sie sind engagiert und passen sich ständig an

"In den vergangenen Jahren verzeichnete der Flughafen Wien Schwechat enorme Passagierzuwächse, allein im Jahr 2019 haben mehr als 31,6 Millionen Passagiere den Flughafen frequentiert", sagt Oberst Leopold Holzbauer, Stadtpolizeikommandant in Schwechat. "Dieses hohe Aufkommen stellt auch die Polizei vor große Herausforderungen, die nur durch das Engagement jeder Polizistin und jedes Polizisten sowie durch eine ständige Anpassung der Organisation bewältigt werden können." Jeder einzelne Bedienstete leiste eine ausgezeichnete Arbeit, die national und international höchste Anerkennung finde, betont der Stadtpolizeikommandant.

2019 wurden vom BT-VerdiE 870 Beratungen erledigt. Beraten wurden unter anderem Fluglinien, in- und ausländische Dokumentenberaterinnen und -berater sowie in- und ausländische Behördenvertreterinnen und -vertreter. Insgesamt wurden 529 Empfehlungen abgegeben, Passagiere wieder aus Flugzeugen von Bord zu nehmen. 286 Passagiere führten insgesamt 397 gefälschte bzw. verfälschte Dokumente mit sich, die durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkannt und sichergestellt werden konnten; ein Anstieg gegenüber 2018 (372) um 6,7 Prozent. 2019 wurden 32 Flüge begleitet, ein Jahr zuvor waren es 55 Flüge.

(RGL)

Revierinspektor Marco-Dominik Sailer unterstützt bei der Überprüfung eines Dokuments.
Foto: ©  BMI/Alexander Tuma
Chefinspektor Ernst Eichinger, Oberstleutnant Barbara Heigl und Revierinspektor Marco-Dominik Sailer am Flughafen Wien Schwechat.
Foto: ©  BMI/Alexander Tuma

Artikel Nr: 18061 vom Donnerstag, 27. August 2020, 09:44 Uhr
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