100 Jahre "Öffentliche Sicherheit"

Fachmagazin für innere Sicherheit

Vor 100 Jahren gab das Innenministerium erstmals die „Öffentliche Sicherheit“ heraus. Die Publikation liefert Fachbeiträge und Hintergrundinformationen über alle Bereiche der inneren Sicherheit.

Erste Ausgabe der BMI-Zeitschrift „Öffentliche Sicherheit“ 1921.
Erste Ausgabe der BMI-Zeitschrift „Öffentliche Sicherheit“ 1921.

Nach dem Zerfall der Monarchie Ende 1918 befand sich die Polizei in der neuen Republik Österreich in einer herausfordernden Situation: instabile Sicherheitsverhältnisse, Armutskriminalität, Migrationsströme, Arbeitslosigkeit, hohe Staatsverschuldung. Wiens Polizeipräsident Johann Schober, der auch für die innere Sicherheit in ganz Österreich verantwortlich war, reformierte das Polizeiwesen, wertete die Sicherheitskräfte auf, richtete wissenschaftliche Institute ein und sorgte für den Dialog zwischen Polizei und Bevölkerung.
Um die herausfordernde Tätigkeit der Polizisten darzustellen, die Polizeiwissenschaft zu fördern und Polizei und Bevölkerung einander näherzubringen, initiierte Schober die Herausgabe der Fachzeitschrift „Öffentliche Sicherheit“.
Die erste Ausgabe erschien im August 1921. In diesem Fachmagazin mit dem Untertitel „Polizeirundschau für die österreichische Bundes- und Gemeinde-Polizei“ sollten „polizeiliche Neuerungen und Fortschritte veröffentlicht und den Polizisten jene Kenntnisse vermittelt werden, die zu einer erfolgreichen polizeilichen Tätigkeit erforderlich sind“, wie Schober in der ersten Ausgabe schrieb. Veröffentlicht wurden unter anderem neue Gesetze und Verordnungen im Polizeibereich. Eine weitere Komponente der Zeitschrift war die Veröffentlichung von Steckbriefen und Kurrenden (Zirkulare), um Fahndungen und Informationen über unaufgeklärte Straftaten einem größeren Personenkreis zugänglich zu machen.
Die Fachzeitschrift „Öffentliche Sicherheit“ hatte eine private Vorläuferin in der Monarchie. Der Richter und Politiker Georg Lienbacher hatte ab März 1869 die monatlich erscheinende Zeitschrift „Öffentliche Sicherheit“ (Untertitel: „Organ für Gesetzgebung und Verwaltung in Bezug auf alle Gegenstände der Polizei und des Polizeistrafrechtes“) herausgegeben. Die Fachartikel befassten sich hauptsächlich mit polizeirechtlichen Angelegenheiten. Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wurde die Zeitschrift „Öffentliche Sicherheit“ eingestellt.
Herausgeber der Neugründung 1921 war das Innenministerium, die Redaktion und Verwaltung befanden sich in der Polizeidirektion Wien. Verantwortlicher „Schriftleiter“ war Oskar Dressler, Vorstand des Büros für Organisation in der Polizeidirektion Wien und langjähriger Generalsekretär der 1923 in Wien gegründeten Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission (IKPK), später Interpol genannt. Dressler gründete und leitete auch die IKPK-Zeitschrift „Internationale Öffentliche Sicherheit“.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich im Jahr 1938 wurde die Herausgabe der Fachzeitschrift „Öffentliche Sicherheit“ eingestellt.

Neustart 1954.

„Öffentliche Sicherheit“-Covers aus den Jahren 1964 und 1988.
„Öffentliche Sicherheit“-Covers aus den Jahren 1964 und 1988.

Innenminister Oskar Helmer reaktivierte 1953 die Zeitschrift „Öffentliche Sicherheit“. Im Dezember 1953 erschien die erste Nachkriegsausgabe der „Öffentlichen Sicherheit“ (Untertitel „Illustrierte Monats-Rundschau“) als Jänner-Ausgabe 1954, herausgegeben von der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit. Gedruckt wurde die Zeitschrift von der „Österreichischen Staatsdruckerei“ (ÖSD). Die Publikation konnte von jedermann gekauft bzw. abonniert werden. Verantwortlich für die Vorbereitung und Herausgabe war Ministerialrat Alexander Inngraf. Er war Chefredakteur der ersten Ausgabe. Inngraf war auch literarisch tätig und im Kontakt mit den Schriftstellern Friedrich Torberg und Heimito von Doderer. Eine wesentliche Aufgabe der Zeitschrift war es, das Vertrauen zwischen Sicherheitsexekutive und Bevölkerung zu verstärken. So schrieb Innenminister Helmer in der ersten Ausgabe: „Die neue Publikation will – und dies ist noch viel wichtiger – entscheidend mithelfen, das Vertrauen aller Österreicher zur Exekutive zu vertiefen.“ Die Autoren der ersten Ausgabe stammten hauptsächlich aus der Bundespolizeidirektion Wien und aus der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit. Ab der Ausgabe 2/1954 der „Öffentlichen Sicherheit“ bis Ende 1955 war Hofrat Richard Böhm Chefredakteur. Nach Kriegsende 1945 war Böhm Sicherheitsdirektor im Burgenland und im Juni 1946 wurde er Polizeidirektor von Salzburg. Nach seiner Pensionierung war Ministerialrat Friedrich Zeiner ab Jänner 1956 für den Inhalt verantwortlich; die Redaktion leitete Adolf Kretschy. 1969 wurde der Tageszeitungsjournalist Peter Zehrer, damals Pressesprecher des Innenministers Franz Soronics, Chefredakteur der „Öffentlichen Sicherheit“. Nach dem Ministerwechsel 1970 übernahm Ministerialrat Julius Ranharter als Leiter der Pressestelle im BMI die Funktion des Chefredakteurs.

Neues Konzept.

Im Herbst 1988 wurde die „Öffentliche Sicherheit“ neu konzipiert. Es gab folgende Vorgaben:

  • Die Zeitschrift sollte alle Themen der inneren Sicherheit und alle Tätigkeitsbereiche des BMI behandeln.
  • Die Zeitschrift sollte in Form eines Public-Private-Partnerships für das BMI kostenfrei erscheinen (Finanzierung über Inserate).
  • Die Zeitschrift sollte jeder Mitarbeiterin/jedem Mitarbeiter des Innenressorts an die Privatadresse zugestellt werden, damit auch die Angehörigen und andere nahestehende Personen erreicht werden konnten.
  • Die Zeitschrift sollte Meinungsführern auf dem Gebiet der inneren Sicherheit, Medienmitarbeitern und interessierten Bürgern zugänglich sein.

Im September 1988 erschien die „Öffentliche Sicherheit“ redaktionell neu ausgelegt und in neuer Gestaltung. Chefredakteur wurde Werner Sabitzer, der für die Neukonzeptionierung der Zeitschrift verantwortlich war. Er leitete die Redaktion 30 Jahre lang bis 2018. Im Jahr 2000 wurde die Erscheinungsweise der „Öffentlichen Sicherheit“ nach einem Verlagswechsel auf sechs Ausgaben im Jahr reduziert und die Auflage auf maximal 15.000 verringert.
Nach der Polizeireform 2005 wurde die „Öffentliche Sicherheit“ als offizielles Mitarbeiter-Magazin für das gesamte Innenressort und als Informationsmedium nach außen dem CD der neuen Bundespolizei angepasst und inhaltlich erfolgte eine Modernisierung.
Hauptzielgruppe sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gesamten Innenressorts. Weitere Zielgruppen sind Führungskräfte von Innenministerien, Polizeibehörden, Verwaltungsbehörden, Gerichten und anderen Sicherheitsdienststellen im Ausland, Medienmitarbeiter, Politiker (Nationalrats-, Bundesrats- und Landtagsabgeordnete, Mitglieder der Landesregierungen, Bezirkshauptleute, Bürgermeister u. a.), private Sicherheitsgewerbe und interessierte Bürger. Die meisten Beiträge werden auch auf der Homepage des BMI veröffentlicht (www.bmi.gv.at/sicherheit ). Die redaktionellen Inhalte sind im Wesentlichen Berichte, Reportagen, Interviews, Meldungen und sonstige Beiträge über alle Bereiche der inneren Sicherheit. Die Zeitschrift „Öffentliche Sicherheit“ ist ein wesentliches Bindeglied zwischen Polizei und Bevölkerung und dient mit Fach- und Hintergrundbeiträgen als Informations- und Wissensmedium. Seit dem Frühjahr 2018 leitet Amtsdirektor Siegbert Lattacher die Redaktion „Öffentliche Sicherheit“.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 11-12/2021

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