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Erfolgreicher Schlag gegen international agierendes Schleppernetzwerk – Festnahmen in Wien
Ermittlungserfolg für das Bundeskriminalamt und die Landespolizeidirektion Steiermark: In einer koordinierten Aktion in den frühen Morgenstunden des 27. Mai 2025 gelang es, ein international agierendes Schleppernetzwerk nachhaltig zu zerschlagen.
In gemeinsamer Ermittlungsarbeit zwischen verschiedenen Einheiten und Dienststellen des Innenministeriums (BMI) ist erneut ein Schlag gegen die internationale Schlepperei gelungen.
"Der Kampf gegen die Schleppermafia wird trotz einem massiven Rückgang der Aufgriffe weiterhin hart und konsequent geführt. Die internationale Kooperation ist dabei ein entscheidender Faktor. Ich danke allen am Einsatz beteiligten Ermittlern", sagte Innenminister Gerhard Karner.
Im Zuge der durch die Staatsanwaltschaft Wien angeordneten Maßnahmen wurden sechs Männer – fünf afghanische Staatsangehörige im Alter zwischen 21 und 54 Jahren sowie ein 33-jähriger russischer Staatsbürger – an ihren Wohnadressen in Wien festgenommen. Die Beschuldigten stehen im Verdacht, als Mitglieder eines streng hierarchisch aufgebauten Netzwerks maßgeblich an der Organisation und Durchführung illegaler Menschenschleusungen beteiligt gewesen zu sein.
Beweismaterial und finanzielle Strukturen
Im Rahmen der gleichzeitig durchgeführten Hausdurchsuchungen stellten die Ermittler erhebliche Beweismittel sicher, darunter große Summen Bargeld, Goldschmuck, Diamanten, zahlreiche Mobiltelefone, Tablets und Laptops. Besonders bemerkenswert war der Fund von Aufzeichnungen zu Auslandstransaktionen nach dem sogenannten "Hawala"-Prinzip bei einem der festgenommenen afghanischen Staatsbürger. Es besteht der Verdacht, dass dieser Mann eine zentrale Rolle bei der Abwicklung der kriminellen Finanzströme spielte.
Kooperation mit Spezialkräften
Die Amtshandlungen wurden unter Einbindung spezialisierter Einheiten wie der Direktion Spezialeinheiten/ Einsatzkommando Cobra Wien, der Abteilung für Sondereinheiten Wega sowie Diensthundeabteilungen der LPD Wien und der LPD Steiermark durchgeführt. Durch die enge Zusammenarbeit der eingesetzten Kräfte konnte ein geordneter und sicherer Ablauf der Durchsuchungen und Festnahmen gewährleistet werden.
"Ich gratuliere allen eingesetzten Kräften zu diesem beachtlichen Ermittlungserfolg. Die Aktion zeigt eindrucksvoll, wie effizient und engagiert unsere top ausgebildeten Teams zusammenarbeiten – vernetzt, professionell und mit vollem Einsatz", sagte der Direktor des Bundeskriminalamtes Andreas Holzer.
Netzwerkstruktur und internationale Dimension
Die bisherigen Ermittlungen legen nahe, dass das Schleppernetzwerk streng hierarchisch organisiert war. Auf der untersten Ebene fungierten hauptsächlich rumänische und moldawische Staatsangehörige als Schlepper, die bei Bewährung in verantwortungsvollere organisatorische Rollen aufstiegen. Ein bereits verurteilter rumänischer Beteiligter gab an, nach zahlreichen eigenhändig durchgeführten Schleppungen später für die Organisation und Bereitstellung von Fahrzeugen verantwortlich gewesen zu sein. Mit dem Gewinn aus diesen Tätigkeiten konnte er Immobilien in Frankreich und Rumänien erwerben.
Die nun festgenommenen Männer agierten auf der obersten Organisationsebene. Sie nutzten insbesondere ihre Herkunft und bestehende Netzwerke nach Afghanistan, dem Ausgangspunkt vieler Schleusungen über die sogenannte Balkanroute (Türkei – Bulgarien – Griechenland – Serbien – Rumänien – Ungarn – Österreich). Der Preis pro Schleppung lag je nach Route und Dauer zwischen 10.000 und 20.000 Euro.
Ausgangspunkt der Ermittlungen
Auslöser der umfassenden Erhebungen war die Festnahme eines rumänischen Schleppers an der steirisch-slowenischen Grenze gegen Ende des Jahres 2023. In akribischer Ermittlungsarbeit – insbesondere durch die FGP Spielfeld und das Referat II/BK/8.2.4 – konnte das Netzwerk Schritt für Schritt rekonstruiert und zerschlagen werden.
Einer der sechs Beschuldigten zeigte sich zumindest teilweise geständig, Schlepperlöhne im Rahmen seiner Hawala-Geschäfte ausgezahlt und als Angestellter eines Handyshops in Wien Mobiltelefone und sonstiges Zubehör für Schlepperfahrten an die Fahrer übergeben zu haben. Die anderen festgenommenen Männer zeigen sich derzeit nicht geständig. Gegen alle Beschuldigten wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft verhängt. Die Ermittlungen, insbesondere zur finanziellen Infrastruktur des Netzwerks sowie zu weiteren beteiligten Personen, dauern an.
Deutlicher Rückgang bei Schlepperkriminalität – Maßnahmen zeigen nachhaltige Wirkung
Ein aktueller Ermittlungserfolg gegen ein international agierendes Schleppernetzwerk bestätigt einen positiven Trend: Die intensiven Maßnahmen zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und illegalen Migration greifen spürbar. Seit Oktober 2023 verzeichnet die Polizei einen markanten Rückgang an Schleppungsaktivitäten – ein Trend, der sich auch im ersten Quartal 2025 fortsetzt. Zwischen Januar und Mitte April 2025 wurden lediglich 25 Schlepper festgenommen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 kam es noch zu 751 Festnahmen, 2024 waren es 225 – ein Rückgang um rund 70 Prozent binnen eines Jahres.
Dieser Rückgang ist das Resultat eines umfassenden Maßnahmenpakets auf nationaler und internationaler Ebene. Österreich setzt seit mehreren Jahren verstärkt auf robuste Kontrollen an den Grenzen. Besonders Schlepperrouten, die über die ungarisch-österreichische Grenze verlaufen sind, konnten durch Maßnahmen wie die Operation Fox, gebrochen werden. Im Rahmen der "Operation Fox" sind mehr als 40 österreichische Polizistinnen und Polizisten auf ungarischem Staatsgebiet im Kampf gegen die Schleppermafia im Einsatz.
Die Grenzkontrollen zu Ungarn und Slowenien bestehen seit rund zehn Jahren und wurden jüngst erneut um sechs Monate verlängert – mit Unterstützung des österreichischen Bundesheeres. Zudem sind rund 100 österreichische Polizeikräfte in Staaten des Westbalkans – darunter Serbien, Nordmazedonien, Ungarn und Bulgarien – tätig, um lokale Grenzschutzmaßnahmen zu unterstützen. Dieses Bündel an Maßnahmen zeigt messbare Wirkung: Während in Kalenderwoche 22 des Jahres 2022 im Burgenland noch rund 1.000 Aufgriffe registriert wurden, waren es heuer zur selben Zeit lediglich 50.
Auch an der deutsch-österreichischen Grenze ist die Lage derzeit stabil und ruhig. Das Innenministerium begrüßt daher ausdrücklich die dort gesetzten Maßnahmen.
Massiver Rückgang der Asylanträge – Grundversorgung deutlich entlastet
Die Zahl der Asylanträge in Österreich geht weiterhin stark zurück und liegt aktuell auf dem Niveau des Frühjahres 2020. Im April 2025 wurden rund 1.412 Asylanträge gestellt – ein Rückgang von knapp 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Diese Entwicklung wirkt sich auch unmittelbar auf die Zahl der Personen in der Grundversorgung aus. Aktuell befinden sich rund 14.000 Asylwerberinnen und Asylwerber in der Grundversorgung – und damit um rund 12.000 weniger als noch am 1. April 2019.
Infolge dieses Rückgangs konnten seit Herbst 2023 die Zahl der Bundesquartiere österreichweit von ursprünglich 30 auf nunmehr acht reduziert werden. Diese Maßnahme bringt eine erhebliche Entlastung des Budgets mit sich und ermöglicht Einsparungen von über 100 Millionen Euro für die Republik Österreich.