Verhalten bei Amok und Terror
Müller: Ängste abbauen durch Antizipation
Das Innenministerium informiert die Bevölkerung über das Verhalten bei Amok und Terror. Laut dem Kriminalpsychologen Dr. Thomas Müller sei die beste Vorbereitung auf eine Gefahrensituation, die gedankliche Auseinandersetzung damit im Vorfeld.
"Antizipation lautet das Zauberwort", sagte Kriminalpsychologe Dr. Thomas Müller bei der Präsentation der Verhaltenstipps bei Amok und Terror am 28. August 2018 im Innenministerium. In Betracht zu ziehen, dass eine gefährliche Situation eintreten könne und sich gedanklich im Vorhinein damit auseinanderzusetzen, sei der Schlüssel zu einem besseren Sicherheitsgefühl und auch zu mehr Sicherheit.
Was passiert, wenn …?
Situationen zu antizipieren sei keinesfalls eine Gabe, die der Mensch von Natur aus besitze, so der Psychologe. Das Gegenteil ist der Fall: "Die Menschen gehen unangenehmen Dinge gerne aus dem Weg und haben in gewisser Weise verlernt, sich gedanklich mit unerwarteten Situationen auseinanderzusetzen." Müller sieht in den Verhaltenstipps eine Anregung des Innenministeriums an die Bevölkerung, sich mit Gefahrensituationen zu befassen, um im Fall der Fälle bestmöglich vorbereitet zu sein. Trainieren könne man dies täglich, bei unterschiedlichen Gelegenheiten. "Ich kann mir beispielsweise auf dem Weg zu einem Termin überlegen, was passieren würde, wenn mein Auto plötzlich liegen bleibt. Was würde ich konkret in dieser Situation tun?" Auch mit Kindern könne man Antizipation üben, sagte Müller. Die Auseinandersetzung mit außergewöhnlichen Belastungssituationen wie Terror oder Amok sei im Prinzip nichts anderes. "Man kann nicht jeden einzelnen Österreicher auf so eine Situation vorbereiten, aber man kann an die Menschen appellieren, es selbst zu tun."
Gedankliches Training
Die Auseinandersetzung mit möglichen Gefahren oder unerwarteten Situationen ist für Polizisten von Spezialeinheiten nichts Neues. "Diese trainieren täglich anhand von Szenarien, wie sie im Ernstfall reagieren müssen", erklärte Müller. Es gehe nicht darum, für jedes Szenario eine Lösung zu haben, aber sich in einer entspannten Situation darüber Gedanken zu machen, wie man sich in einer Extremsituation verhält, könnte im Ernstfall helfen.
Verdrängung fördert Angst
Laut Müller sei es nicht nur hilfreich, sich mit den eigenen Ängsten zu beschäftigen, es könne auch belastend sein, dies nicht zu tun. "Versucht man permanent, allen Situationen aus dem Weg zu gehen, die Angst machen, kann dies dazu führen, dass man im Alltag noch unsicherer wird. Zum Beispiel, wenn die Tür klemmt, wenn der Wasserspender nicht funktioniert oder wenn man nicht online ist". Darum die Empfehlung des Experten: "Nehmen Sie Ihre Ängste ernst und setzen Sie sich gezielt damit auseinander."