GEMEINSAM.SICHER

Fahrradwelt sicherer machen: Eine GEMEINSAM.SICHER-Reportage

Später Nachmittag am Bahnhof in Mödling. Vor drei Polizeibediensteten liegt das Tor zur Fahrradwelt. Leider ist diese Welt nicht immer so ehrlich, wie man es gerne hätte. Fahrräder werden aus Wohnhausanlagen gestohlen, aus Vorgärten, von Fahrrad-Abstellplätzen. Es ist Juli, und heuer schon mehr als 150.

Norbert Vogel hält den Fahrradpass in der Hand, gemacht, um nach einem Diebstahl die Chance zu erhöhen, das Fahrrad wiederzubekommen. Er ist Kontrollinspektor, er ist Sicherheitskoordinator in Mödling, er ist der Grund, warum Radfahrerinnen und Radfahrer stehenbleiben, an diesem Ort im Bereich des Bahnhofs Mödling vor der Radstation, wenn sie wissen wollen, wie sie ihr Fahrrad vor Diebstahl schützen können. "Es werden jährlich bis zu 400 Fahrräder im Bezirk Mödling gestohlen, zumeist aus Wohnhausanlagen oder Vorgärten – heuer schon 152", sagt er. Und wo erreiche man Radfahrerinnen und Radfahrer am ehesten? "Natürlich am Bahnhof, weil viele mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto zum Bahnhof kommen – und genau da wollen wir ansetzen und diese mit unseren Informationen erreichen."

Es ist Montag, der 12. Juli 2021, später Nachmittag: Gemeinsam mit Bezirksinspektorin Marion Seidl, Sachbearbeiterin und Präventionsbeamtin der Polizeiinspektion in Mödling, und Inspektorin Nadine Spannagl, der "Jüngsten" der Dienststelle, steht er am Bahnhof Mödling und berät Radfahrerinnen und Radfahrer zu Fragen: Was kann ich tun, um mein Fahrrad vor Diebstahl zu schützen? Wo stelle ich es am besten ab? Welches Schloss verwende ich? Wie schließe ich richtig ab? Soll ich mein Rad versichern lassen? "Am besten einen hellen, gut einsehbaren Ort als Abstellplatz wählen", erklärt er. "Das Fahrrad an einen festen Gegenstand sperren", erklärt er. "Das Schloss sollte etwa zehn Prozent vom Kaufpreis des Fahrrades ausmachen", erklärt er. "Weil es mindestens drei Minuten eines Angriffes standhalten sollte." Auch eine Diebstahlversicherung empfehle sich, besonders bei neuen, hochpreisigen Fahrrädern in den ersten Jahren, erklärt er.

Und das Interesse an Antworten ist groß

Ein junger Mann nähert sich, begrüßt Marion Seidl, die Präventionsbeamtin. Man kennt sich von Amtshandlungen. Seidl ist seit 16 Jahren in der Polizeiinspektion, kennt viele Gesichter. Sie mache Prävention, Verkehrserziehung, Kinderpolizei, Cyber-Kids, Jugendprävention in Schulen und Eigentumsprävention, sagt sie. Am Pult vor ihr liegen Broschüren: "Fakten &Tipps zum Schutz Ihres Fahrrades", "Richtig ausgerüstet", "Radfahren im besten Alter", "Kleine Radprofis". Auch Fahrradpässe – der junge Mann greift nach einem. Ein älterer Radfahrer beklagt sich bei Vogel – da geht es um Fragen, die nicht nur den Schutz des Fahrrades betreffen. Aber auch das gehöre dazu, betont der Polizist, der Vollblut-Polizist. Dessen Vater Rayonsinspektor in Wien war.

Seidl und Spannagl schwärmen wieder einmal aus, um vorbeifahrende Radfahrerinnen und Radfahrer anzusprechen, auch Fußgängerinnen und Fußgänger. Die Bezirksinspektorin klärt über innovative Ansätze beim Diebstahlsschutz auf. Über Fahrradschlösser mit Abschreckung, über Ortungsgeräte, über Alarmanlagen. Es gäbe viele Gründe, warum Fahrräder gestohlen werden, sagt sie. "Um schnell mal nach Hause zu kommen, um sich nicht selbst eines kaufen zu müssen, um sie einem Hehler anzubieten, aber auch, um es selbst zu verkaufen." In Österreich würden knapp zehn Mal mehr Fahrräder als Kraftfahrzeuge gestohlen, ergänzt ihre Kollegin, die junge Inspektorin. "Und mehr als die Hälfte davon in den Landeshauptstädten." Deshalb dürften auch Innovationen nicht außer Acht gelassen werden, sagt sie. Nadine Spannagl ist erst seit Oktober 2020 in der Dienststelle, die "Jüngste" von allen. Warum sie zur Polizei gegangen ist, beschreibt sie so: "Es lag auf der Hand, mein Vater ist Polizist und auch viele meiner Bekannten sind bei der Polizei." GEMEINSAM.SICHER sei insbesondere für jene Menschen wichtig, die keine Bezugsperson wie sie hätten, sagt sie. Denn sie habe ja ihren Vater.

GEMEINSAM.SICHER mit Gemeinden und Bürgermeistern

"Die Initiative 'GEMEINSAM.SICHER' ist deshalb wichtig, weil es eine der wenigen Möglichkeiten ist, in der Polizeiarbeit auf Augenhöhe mit Menschen zu kommunizieren", sagt Oberstleutnant Gertraud Haselbacher, Kommandantin im Bezirkspolizeikommissariat Mödling. Es gäbe auch eine enge Vernetzung der PI-Kommandanten mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, hebt sie hervor. "In vierzehn von den zwanzig Gemeinden im Bezirk gibt es Sicherheitsgemeinderäte, die mit den Sicherheitsbeauftragten sehr eng vernetzt sind." Der Sicherheitskoordinator ergänzt: "Ich schreibe monatliche Informationstexte über aktuelle sicherheitsrelevante Themen, die an Sicherheitspartnerinnen und -partnern sowie Gemeinden versendet werden. Texte, die oft in Gemeindezeitungen oder auf Gemeinde-Homepages zu lesen sind."

Ein Schlusssatz, mit dem er das Gesagte ergänzen möchte? "Auf jeden Fall", sagt Norbert Vogel, der Sicherheitskoordinator von Mödling. Und betont: "Die Polizistinnen und Polizisten im BPK Mödling versuchen mit der Initiative ‚GEMEINSAM.SICHER‘ die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit der Menschen zu fördern." Was nicht bedeute, dass sie an Bespitzelung interessiert seien, vielmehr daran, "die Menschen aufzurütteln und für noch mehr Zivilcourage zu gewinnen".

(RGL)

Kontrollinspektor Norbert Vogel, Inspektorin Nadine Spannagl und Bezirksinspektorin Marion Seidl am Bahnhof in Mödling.
Foto: ©  BMI/Gerd Pachauer
Das Interesse an Antworten am Mödlinger Bahnhof ist groß.
Foto: ©  BMI/Gerd Pachauer
Bezirksinspektorin Marion Seidl im Gespräch mit einer Radfahrerin und einem Radfahrer.
Foto: ©  BMI/Gerd Pachauer
Inspektorin Nadine Spannagl beim Verteilen von Informationsbroschüren.
Foto: ©  BMI/Gerd Pachauer

Artikel Nr: 18833 vom Dienstag, 27. Juli 2021, 06:00 Uhr
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