Interpol
Interpol zurück in Wien: 100 Jahre internationale Kriminalitätsbekämpfung
Interpol hält vom 28. November bis 1. Dezember 2023 im Austria Center Vienna ihre 91. Generalversammlung und die Feier ihres 100-jährigen Bestehens am Gründungsort Wien ab. Für das federführende Bundeskriminalamt ein seit Jahren geplantes, hochkomplexes Event.
Die internationale kriminalpolizeiliche Organisation Interpol gastiert derzeit mit der 91. Generalversammlung in Wien. Die bis zu 1.500 Delegierten aus 195 eingeladenen Mitgliedsstaaten dieser größten internationalen Organisation dürfen heuer zusätzlich zu der Tagesordnung das 100-jährige Bestehen von Interpol feiern – in der Stadt ihrer Gründung.
Es war das Engagement der Wiener Polizei, das 1923 zur Gründung von Interpol am Wiener Schottenring geführt hat. Heute ist Österreich starker Partner im Kampf gegen die organisierte, transnationale Kriminalität. Das Bundeskriminalamt ist dabei der Dreh- und Angelpunkt der internationalen kriminalpolizeilichen Zusammenarbeit.
Rund 800 Beamtinnen und Beamte werden für die Sicherheit und die Servicierung der Delegierten sorgen", sagte der Direktor des Bundeskriminalamts, Andreas Holzer. Um Österreich im Lichte der internationalen Aufmerksamkeit bestens zu repräsentieren, haben sich zudem hunderte Bedienstete des Innenressorts – vom Polizeischüler bis zur Offizierin – freiwillig für diesen Großeinsatz gemeldet.
Stimmen zur Eröffnung
Bundeskanzler Karl Nehammer sprach die Eröffnungsworte der "Opening Ceremony" am 28. November 2023 im Austria Center Vienna: "Als Bundeskanzler ist es mir eine Ehre, Interpol zu seinem 100. Jubiläum hier in Wien, seiner Gründungsstadt, willkommen zu heißen. Internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen Kriminalität ist in Zeiten wie diesen wichtiger denn je, da Verbrechen keine Grenzen kennen, sei es innerhalb Europas oder über Kontinente hinweg."
Innenminister Gerhard Karner betonte die Wichtigkeit der transnationalen polizeilichen Kooperation: "Diese Generalversammlung ist eine Plattform zur Stärkung unserer Zusammenarbeit und für den gemeinsamen Kampf gegen die Kriminalität. Die Internetkriminalität, die brutale und menschenverachtende Schleppermafia, aber auch der Online-Missbrauch von Kindern stellen die Polizei weltweit vor riesige Herausforderungen."
"Interpol spielt bei zahlreichen Ermittlungen eine zentrale Rolle", sagte der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, zu Beginn der Generalversammlung. "Es sind vor allem die leistungsstarken Fahndungsdatenbänke von Interpol, die den österreichischen Polizistinnen und Polizisten wertvolle und wichtige Unterstützung in der täglichen Arbeit leisten."
Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamtes, ist zugleich auch Gastgeber der Interpol-Generalversammlung in Wien: "Es ist mir als Gastgeber eine besondere Freude und Ehre, Polizei-Chefs aus buchstäblich der ganzen Welt bei uns in Wien begrüßen zu dürfen. Mein Team arbeitet seit vielen Monaten unermüdlich daran, dieses Event im Lichte der internationalen Aufmerksamkeit bestmöglich zu gestalten. Bei ihnen und den vielen hundert Freiwilligen, die sich dafür gemeldet haben, möchte ich mich für ihr Engagement und ihre unerschütterliche Kollegialität bedanken."
Der Präsident von Interpol und Leiter der Generalversammlung Ahmed Naser al-Raisi: "Kein Land oder keine Region sollte im Kampf gegen die Kriminalität zurückgelassen werden. Es ist unsere Pflicht, sie zu stärken, während wir einer sich ständig verändernden kriminellen Landschaft gegenüberstehen. Jedes Land hat eine Rolle zu spielen, und jeder Beitrag zählt."
Jürgen Stock, Generalsekretär von Interpol, hob die Wichtigkeit der Zusammenarbeit gerade auf dem Gebiet der organisierten Kriminalität hervor: "Die organisierte Kriminalität hat das gesellschaftliche, gemeinschaftliche und geschäftliche Leben untergraben. Sie ist zu einem globalen Sicherheitsnotstand geworden". Dieses Problem könne nur "durch mehr, nicht weniger Kooperation" bekämpft werden, betonte Stock. Vor allem der Informationsaustausch durch den Zugang zu internationalen Systemen müsse für jede Polizeibeamtin und für jeden Polizeibeamten verfügbar sein: "Wir brauchen die richtige Information an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit."
Starker Partner
Derzeit sind durch Österreich rund 1.400 Personen unter anderem zur Fahndung, Festnahme oder Aufenthaltsermittlung im System von Interpol ausgeschrieben. Erst vor Kurzem ist ein Tatverdächtiger aufgrund einer Interpol "Red Notice", einer Festnahmeanordnung, in Thailand verhaftet und nach Österreich ausgeliefert worden. Auch in der Bekämpfung von Online-Kindesmissbrauch wird deutlich, wie wichtig die Kooperation mit Interpol ist. In einer weltweiten Operation ausgehend von Neuseeland konnten über 90.000 Online-Konten mit kinderpornografischem Material identifiziert und allein in Österreich 64 Tatverdächtige ausgeforscht werden.
Interpol verfügt über 19 unterschiedliche Datenbanken, die Informationen zu unterschiedlichen Tatbeständen bzw. Tatverdächtigen liefern. "Diese Datenbanken agieren als globale Frühwarnsysteme", sagte Stock. Aber nicht nur Täterinnen oder Täter, auch Opfer können über die Plattformen von Interpol schneller identifiziert werden. Da ginge es vor allem um Menschen, "die nicht für sich selbst sprechen können", etwa Opfer von sexuellem Missbrauch. Die Datenbank von Kindern, die sexuell ausgebeutet werden, hilft, täglich durchschnittlich 15 Opfer von Kindesmissbrauch zu identifizieren.
Großevent
Die Interpol-Generalversammlung wird vom Bundeskriminalamt, der nationalen Stelle von Interpol, organisiert. Die ersten Planungen für dieses komplexe Event reichen bis in das Jahr 2018 zurück. Hinter den Kulissen der Generalversammlung arbeiten hunderte Freiwillige aus allen Bereichen des Innenministeriums an einer reibungslosen und würdigen Veranstaltung, um im Lichte der internationalen Aufmerksamkeit die Versammlung, die österreichische Polizei und die gesamte Nation in bestmöglicher Weise zu vertreten.