Porträt
Sie rudert zum Erfolg
Polizeispitzensportlerin Lara Tiefenthaler ist Europameisterin im Leichtgewichts-Einer. Ihr nächstes Ziel ist die Ruder-WM in Shanghai im September 2025.
Lara Tiefenthaler mit ihrer Partnerin im Doppelzweier Louisa Altenhuber
© GEPA pictures / Patrick Steiner
Dass Schule und Spitzensport Hand in Hand gehen können, beweist Lara Tiefenthaler. Während ihrer Schulzeit kam die Wienerin mit dem Rudersport in Berührung – und war sehr rasch begeistert. „Es hat unheimlich viel Spaß gemacht“, erinnert sich die 25-Jährige. Schon bald stand sie im Leichtgewichts-Einer für den Wiener Ruderverein STAW am Start – erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Mit Ehrgeiz, Talent und einer klaren Zielsetzung qualifizierte sich Tiefenthaler für das Nationalteam, nahm an Weltmeisterschaften teil und sammelte Erfahrungen bei internationalen Regatten.
2021 gelang ihr in einem dramatischen Finale der Durchbruch: Bei der U23-Ruder-Europameisterschaft in Polen holte sie Gold im Leichtgewichts-Einer – ein Meilenstein in ihrer jungen Karriere. Ab diesem Moment war mir klar: Mein nächstes Ziel sind die Olympischen Spiele“, sagt sie. Der Weg dorthin war nicht immer einfach – nicht zuletzt wegen der begrenzten Disziplinen im olympischen Rudersport. Für Leichtgewichts-Ruderinnen gibt es als Disziplin nur den Doppelzweier. Tiefenthaler fand in Louisa Altenhuber eine ideale Partnerin. Bei der Qualifikationsregatta in Szeged (Ungarn) sicherte sich das Ruder-Duo den zweiten Platz – und damit das ersehnte Ticket für Paris 2024.
Weitere Erfolge.
Lara Tiefenthaler ist seit Juli 2024 Mitglied im BMI-Spitzensportkader
© GEPA pictures / Patrick Steiner
In Paris erreichten Tiefenthaler und ihre Partnerin Altenhuber Platz 10 bei ihrem Olympiadebüt. „So eine Stimmung und so eine Bühne habe ich noch nie erlebt“, beschreibt Tiefenthaler die Atmosphäre. 2025 zählt zu ihren stärksten Wettkampfjahren. Beim renommierten Ruder-Weltcup am Rotsee in Luzern (Schweiz) – unter Ruderern „Göttersee“ genannt – gewann sie Silber im Leichtgewichts-Einer. Es war ihre dritte internationale Medaille in Folge: Zuvor hatte sie Gold bei der Ruder-Europameisterschaft in Plowdiw (Bulgarien) geholt, wo sie einen europäischen Rekord aufstellte sowie Silber beim Weltcup in Varese (Italien) gewonnen hatte. Es war ein Lohn für bis zu 30 Trainingsstunden pro Woche – auf der Neuen Donau im Ruderboot und in der Kraftkammer. „Vor allem die Beine werden trainiert“, erzählt sie. Auch beim Gewicht zeigt sie Disziplin, ohne zu streng zu sich zu sein: „Ich wiege 59 Kilo, aber im Unterschied zu Sportarten wie Skispringen ist das bei uns weniger problematisch.
Polizei.
Neben dem Sport absolviert Lara Tiefenthaler derzeit ihre Ausbildung bei der Polizei. Sie ist seit Juli 2024 Mitglied im Spitzensportkader des Bundesministeriums für Inneres. Die Entscheidung für das Innenministerium traf sie nach ihrer Zeit als Sportlerin beim Bundesheer. „Die Zukunftsperspektive bei der Polizei ist für mich langfristig gesehen deutlich attraktiver. Dass ich während meiner Sportkarriere die Ausbildung machen kann, lässt mich gelassen in meine Zukunft sehen. Ich habe damit bereits meinen Plan für das Leben nach dem Sport“, sagt sie. Wenn zwischen Training und Wettkämpfen Zeit bleibt, kocht Tiefenthaler gerne, ist in den Bergen unterwegs oder auf dem Rennrad. Der nächste große Meilenstein ist die Ruder-WM in Shanghai im September 2025. „Mein Ziel ist eine Medaille“, sagt sie entschlossen.
Vorbilder hat sie keine konkreten – es gäbe viele inspirierende Persönlichkeiten für sie im Sport, von denen sie sich auch etwas abschaue. Der Respekt vor den Größen im Rudersport ist ihr anzumerken „Im Rudern gibt es mehrere ,Messis‘“, sagt sie in Anspielung auf den Fußballstar. Bei den Herren etwa sind die Sinkovic Brüder (drei Olympia-Goldmedaillen in Folge) Legenden, bei den Damen die deutsche Ausnahmeruderin Kathrin Boron mit vier Olympiasiegen. Lara Tiefenthaler ist auf dem Weg, eine Spur in der Ruder-Geschichte zu hinterlassen.
W. W.
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2025
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