Gedenkstätten für Exekutivbedienstete (32)
Gedenktafeln in Museen
Im Gendarmeriemuseum im Schloss Scharnstein ist eine Gedenktafel für den 1946 erschossenen Gendarmen Franz Illibauer ausgestellt. Eine weitere Gedenktafel befindet sich im Archiv des Polizeimuseums Wien. Sie erinnert an den 1935 ermordeten steirischen Gendarmen Johann Köck.
Gedenkstein für den 1946 erschossenen Gendarmen Franz Illibauer im Gendarmeriemuseum Oberösterreich im Schloss Scharnstein
© Werner Sabitzer
Der Gendarmerieanwärter Franz Illibauer gehörte dem Gendarmerieposten St. Marien an, war aber dem Gendarmerieposten Traun zugeteilt. Illibauer und Josef Gumpoldsberger patrouillierten am 9. Mai 1946 gegen ein Uhr in Traun, als sie Hilferufe hörten, die aus dem Fenster des Hauses Nr. 260 kamen. Die beiden Gendarmen betraten das Haus und sahen, wie ein US-Besatzungssoldat mit einem Karabiner mehrere Frauen bedrohte. Als der Soldat die Gendarmen bemerkte, richtete er sein Gewehr gegen sie und entwaffnete sie. Dann trieb der Betrunkene die Gendarmen mit dem Karabiner im Anschlag etwa 350 Meter zu einem Weizenfeld an der nördlichen Ortsausfahrt von Traun und schoss auf sie. Illibauer wurde tödlich getroffen. Sein Kollege Gumpoldsberger hatte Glück. Ein Projektil traf seine Patronentasche. Er konnte sich im Weizenfeld verstecken. Der Besatzungssoldat flüchtete und wurde wegen der Bluttat von einem US-Militärgericht verurteilt.
Gedenkstein.
In Erinnerung an den ermordeten Gendarmerieanwärter wurde am 12. Mai 1957 am Tatort auf einem privaten Gartengrundstück in 4050 Traun, Linzerstraße 48, eine Gedenkstätte enthüllt. Es handelte sich um einen rechteckigen Steinblock mit einer Marmorgedenktafel. Darauf befinden sich ein Porträtbild Franz Illibauers und eine Darstellung der „flammenden Granate“, des Korpsabzeichens der Gendarmerie. Darunter befindet sich die Inschrift: Franz Illibauer / Gend. Beamter, / wurde auf dieser Stelle am / 9. Mai 1946 in Ausübung / des Dienstes i. 22. Lebensjahre / von einem Angehörigen / der ehemaligen Besatzungs- / macht ermordet.
Das Denkmal wurde am 19. Dezember 1995 in den Hof des Gendarmeriepostens Traun, Kirchenplatz 3, verlegt. 1999 wurde das gut erhaltene Denkmal restauriert und über Vermittlung von Oberst Berthold Garstenauer dem Gendarmeriemuseum Oberösterreich im Kriminalmuseum Schloss Scharnstein zur dauerhaften Ausstellung übergeben.
Heimtückischer Mord.
Gedenkstein für Franz Illibauer am ursprünglichen Standort in Traun (OÖ)
© Gendarmeriearchiv
Der 41-jährige Gendarmerie-Rayonsinspektor Johann Köck vom Gendarmerieposten St. Ruprecht an der Raab in der Steiermark befand sich am 4. Juli 1935 bereits außer Dienst und stand mit dem Assistenzmann Georg Grah auf der Straße vor dem Gendarmerieposten. Gegen 22 Uhr näherten sich zwei Radfahrer. Ein Rad war unbeleuchtet. Köck, der nur mit einem Säbel bewaffnet war, hielt die Radfahrer an und forderte sie auf, sich auszuweisen. Ein Radfahrer überreichte dem Gendarmen einen Arbeitslosenausweis auf den Namen Karl G. Der zweite Mann konnte sich nicht ausweisen. Köck eskortierte die beiden Männer in den Vorraum des Gendarmeriepostens, wo er den Rucksack des ausweislosen Radfahrers durchsuchte. Darin befand sich das Buch „Kampfgenosse“ der
„Kommunistischen Internationale“. Weil es sich um ein Werk der im Ständestaat verbotenen Kommunistischen Partei handelte, ersuchte Köck den Assistenzmann Grah, den Postenkommandanten Konstantin Altvater zu holen, der im Nachbarhaus wohnte.
Plötzlich fielen drei Schüsse. Rayonsinspektor Köck lief auf die Straße, verfolgt von den beiden angehaltenen Männern. Einer von ihnen schoss noch zweimal auf den Gendarmen, der auf der Straße zusammenbrach. Er wurde bewusstlos in den Gendarmerieposten St. Ruprecht gebracht, wo er seinen Schussverletzungen erlag. Vier Projektile steckten in seinem Oberkörper.
Johann Köck war 1910 freiwillig zur k. k. Kriegsmarine in Pola (heute Pula) eingerückt und im Ersten Weltkrieg wegen Tapferkeit mehrfach ausgezeichnet worden. Nach Kriegsende trat er in die Gendarmerie ein und kam 1919 zum Gendarmerieposten St. Ruprecht. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder im Alter von elf und vierzehn Jahren.
Die beiden Männer, die auf ihn geschossen hatten, flüchteten. Assistenzmann Georg Grah verfolgte sie, kehrte aber zurück, weil einer der Männer eine Pistole auf ihn gerichtet hatte. Während einer der Täter sein Fahrrad zurückgelassen hatte, entledigte sich der zweite auf der Flucht seines Rades wegen eines kaputten Reifens. Revierinspektor Altvater war inzwischen zum Posten gekommen und hatte um das Bezirksgendarmeriekommando, die benachbarten Gendarmerieposten und den Heimatschutz um Verstärkung ersucht. Die paramilitärischen Heimatschutz-Organisationen (Heimwehren) unterstützten die Sicherheitskräfte des autoritären Ständestaats.
Gegen Mitternacht wurden die beiden Geflüchteten in einem Bauernhof vor St. Ruprecht von Heimatschutz-Männern gestellt. Ein Mädchen hatte die Geflüchteten wahrgenommen und den entscheidenden Hinweis auf sie gegeben. Als einer der Heimatschützer in den Bauernhof eindringen wollte, schoss Gürtler dreimal auf ihn. Ein Projektil traf die Bajonettscheide des Mannes und blieb dort stecken. Die Heimatschützer schossen zurück und die beiden Täter versteckten sich im Hof. Inzwischen trafen Revierinspektor Altvater und ein zweiter Gendarm am Ort des Geschehens ein. Altvater bemerkte die beiden Männer vor einer Mauer, forderte sie auf, sich zu ergeben und gab einen Schuss ab. Das Projektil streifte einen der Männer am Oberschenkel.
Bevor die Gendarmen die beiden Gewalttäter festnehmen konnten, tötete sich Karl G. selbst durch einen Kopfschuss. Sein Komplize Johann A. wurde mit einer gleichartigen Stirnwunde tot aufgefunden. Ob er sich selbst erschossen hatte, oder von Karl G. ermordet worden war, ließ sich nicht feststellen.
Gedenktafel für Johann Köck im Archiv des Polizeimuseums Wien
© Werner Sabitzer
Bei der Beerdigung Köcks am 7. Juli 1935 in seinem Heimatort St. Marienkirchen in Anwesenheit des Sicherheitsdirektors Franz Rupertsberger überbrachte Landesgendarmeriekommandant-Stellvertreter Oberst Adolf Nadler die posthum verliehene Goldene Medaille für Verdienste um den Bundesstaat Österreich. Nadler hielt laut der „Grazer Tagespost“ eine emotionale Grabrede: „Aber Sie (Köck) sind gerächt. Dank der umfassenden Vorkehrungen Ihres vorgesetzten Landesgendarmeriekommandos zur Habhaftwerdung der Täter und ihrer vorbildlichen Durchführung, wobei ich mit Genugtuung Ihren Bezirksgendarmeriekommandanten, den Herrn Bezirksinspektor Prosser, und Ihren Postenkommandanten, den Herrn Revierinspektor Altvater, aber auch alle Ihre daran beteiligten Kameraden nenne, sind die Täter gerichtet und ewiger Fluch laste auf ihnen!“
Die missverständliche Grabrede war Anlass, dass in der verbotenen „Arbeiter Zeitung“ vom 21. Juli 1935 ein Artikel mit dem Titel „Zwei Arbeiter von Gendarmen erschossen“ erschien, in dem die Vermutung geäußert wurde, dass es sich nicht um einen Doppelselbstmord gehandelt habe, sondern dass die Täter von Gendarmen „niedergeknallt“ worden seien. „Revolutionäre Arbeiter, die sich irgendwie gegen die faschistischen Büttel zur Wehr gesetzt haben, werden einfach niedergemacht.“ Die „Arbeiter Zeitung“ wurde während der Zeit des autoritären Ständestaats im Untergrund hergestellt.
Marmortafel.
Im Gedenken an den ermordeten Gendarmen Johann Köck wurde am Gendarmerieposten St. Ruprecht an der Raab eine Marmortafel angebracht. Auf der grauen Tafel befinden sich ein stilisiertes Kreuz und ein ovales Porträtbild von Johann Köck. Die goldfarbene Inschrift darunter lautet: Herr / Johann Köck / Gend. Ray. Insp. / in St. Ruprecht a. Raab / fiel im Dienste am 4.7.1935 / im 42. Lebensjahre / Dir die Ruhe, uns der Schmerz.
Die Gedenktafel kam später in das Gendarmeriemuseum in der Rennweg-Kaserne, 1030 Wien, Oberzellergasse 1. Nach dem Verkauf des Areals an die Gemeinde Wien wurde das Gendarmeriemuseum in das noch von der Gendarmerie genützte Gebäude in der Landstraßer Hauptstraße 148a verlegt und am 17. Juni 1997 wiedereröffnet. Nach Schließung des Gendarmeriemuseums wurden die Bestände im Keller des Bildungszentrums Traiskirchen in Niederösterreich gelagert und 2020 in die Bestände des Polizeimuseums Wien, Marokkanerkaserne, 1030 Wien, Marokkanergasse 4, übernommen. Seitdem befindet sich die Gedenktafel im Lager des Polizeimuseums in der Meidlinger Kaserne in Wien.
Werner Sabitzer
Quellen/Literatur:
Landesgendarmeriekommando für Oberösterreich (Hg.): 120 Jahre Landesgendarmeriekommando Oberösterreich 1874 bis 1994. LEIRO Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz, 1994
Kössler Johann: Denkmalenthüllung in Traun. In: Illustrierte Gendarmerierundschau, Nr. 9/1957, S. 14
Sensationeller Gendarmenmord; in: Illustrierte Kronen Zeitung, 6. Juli 1935, S. 9
Jungkommunisten ermorden einen Gendarmen; in: Neues Wiener Journal, 6. Juli 1935, S. 5.
Gendarmenmord; in: Innviertler Volkszeitung, 10. Juli 1935, S. 20
Zwei Arbeiter von Gendarmen erschossen; in: Arbeiter Zeitung“, 21. Juli 1935, S. 3
Gendarmenmord in St. Ruprecht; in: Öffentliche Sicherheit, Nr. 8/1935, S. 25
Wieder ein Gendarmenmord. In: Illustrierte Gendarmerie-Rundschau, Jg. 2, Heft 8, August 1935, S. 1-2
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2025
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