Exekutivgeschichte und Traditionspflege
20 Jahre Wachkörperreform
Mit einer Fachtagung im Bundesministerium für Inneres in Wien wurde am 1. Juli 2025, dem „Tag der Bundespolizei“, ein Traditionspflege-Projekt abgeschlossen.
(Teil-)Projektleiter, -stellvertreter und Koordinatoren des Projekts T-2025: Joachim Steinlechner, Martin Nief, Generaldirektor Franz Ruf, Georg Mandl, Bruno Guttmann, Bernd Bürger, Thomas Meßner, Andreas Drmola, Elisabeth Rausch, Team-04-Leiter Franz Lang, Christian Reisinger, Ulrike Landmann, Gerd Thielmann, Michael Beyrer, Abteilungsleiter Stephan Mlczoch
© BMI
Am 1. Juli 2005 ist die Wachkörperreform in Österreich in Kraft getreten. Bundesgendarmerie, Sicherheitswache und Teile der Zollwache wurden zum neuen, österreichweit einheitlichen Wachkörper „Bundespolizei“ zusammengeführt. 20 Jahre später gab es im Bundesministerium für Inneres (BMI) in der Herrengasse in Wien einen Festakt mit Innenminister Gerhard Karner, an dem viele aktive und pensionierte Führungskräfte des BMI sowie neun ehemalige Innenministerinnen und -minister teilnahmen, darunter die Bundeskanzler a. D. Wolfgang Schüssel und Karl Nehammer.
In der Sala Terrena wurde an diesem Tag die Sonderausstellung „Eine Einheit. Ein Auftrag. 20 Jahre Bundespolizei“ eröffnet und am Nachmittag gab es im Festsaal des BMI eine Fachtagung zum Thema „20 Jahre Wachkörperreform – 20 Jahre Bundespolizei“.
Projekt T-2025.
Österreichweit einheitlicher Wachkörper „Bundespolizei“ seit 1. Juli 2005
© BMI
Im September 2023 wurde im BMI ein Projekt mit dem Ziel gestartet, die Geschichte der Exekutive von der Wachkörperreform 2005 bis heute umfassend zu analysieren. Das Projekt „T-2025. Traditionspflege im Bundesministerium für Inneres. Agenda 2025“ (T-2025) war das größte Traditionsprojekt in der 175-jährigen Geschichte des BMI und wurde zum 20-jährigen Jubiläum der Bundespolizei mit dem „Tag der Bundespolizei“ am 1. Juli 2025 abgeschlossen. In das in acht Teilprojekte untergliederte Projekt war mit der GAWO (Gesellschaft für Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologische Forschung e. V.) ein deutsches Forscherteam inkludiert.
Fachtagung.
Moderiert wurde die Fachveranstaltung von Manfred Reinthaler, Leiter der Abteilung I/C/10 (Öffentlichkeitsarbeit) im BMI. Neben dem Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, und dem ehemaligen Team-04-Leiter, Franz Lang, nahmen zahlreiche Führungskräfte aus der Zentralstelle, sämtliche Landespolizeidirektoren und -direktorinnen teil.
Zunächst stand bei der Fachtagung der Bereich Traditionspflege und die wissenschaftlichen Aufarbeitungen im Innenressort im Mittelpunkt. Der Projektverantwortliche und Leiter der Abteilung III-S-3 (Historische Angelegenheiten) im BMI, Stephan Mlczoch, betonte die Bedeutung der Auseinandersetzung mit Agenden der Exekutivgeschichte und der Traditionspflege als wichtigen Bestandteil einer gelebten Organisationskultur. „Tradition und Wertevermittlung sind integrale Bestandteile im Innenressort. Im Traditionswesen geht es jedoch nicht um die Anbetung der Asche, sondern um die Weitergabe des Feuers“, sagte Mlczoch.
Projektleiter Joachim Steinlechner, Exekutivhistoriker und Traditionsbeauftragter des BMI sowie Leiter des Fachzirkels „Exekutivgeschichte und Traditionspflege“, berichtete über die umfangreichen Tätigkeiten im Traditionsprojekt. „Ressortintern waren neben den Fachzirkel-Mitgliedern, den Leiterinnen und Leitern der Teilprojekte und meinen Stellvertretern viele Kolleginnen und Kollegen an den Arbeiten beteiligt. Ihnen gebührt – neben der Unterstützung durch die Führungskräfte aus dem BMI und den Landespolizeidirektionen – mein großer Dank. Durch die Einbindung eines externen Forschungsteams konnte die Thematik 20 Jahre Bundespolizei umfangreich wissenschaftlich erschlossen werden“, sagte Steinlechner.
Forschungsergebnisse.
Die Leiter der externen Forschungseinrichtung GAWO, Bernd Bürger und Vizedirektor a. D. Gerd Thielmann, gaben einen Überblick über die Forschungsergebnisse. „Man kann zusammenfassend sagen, dass die vor 20 Jahren etablierte Bundespolizei in Österreich ein Erfolgsmodell ist. Sowohl die Wachkörperreform 2005 als auch die folgenden Reformen, wie etwa die Behördenreform 2012, wurden professionell umgesetzt“, betonte Projektleiter Bernd Bürger. „Vor allem das Team 04 unter der Leitung von Franz Lang hat in kurzer Zeit mit der Umsetzung der Wachkörperreform 2005 eine wahre Meisterleistung vollbracht“, ergänzte Projektleiter-Stellvertreter Gerd Thielmann.
Die Ergebnisse des externen Forschungspartners werden in der Nachprojektphase mit den exekutivhistorischen Projekttätigkeiten des BMI-Projektteams zusammengeführt. Bei den Entwicklungen im Bereich Organisationskultur (Change-Management-Prozess) seien Lücken im Forschungsprozess festgestellt worden, die weiterer ressortinterner Aufarbeitungen bedürfen, erläuterte Exekutivhistoriker Joachim Steinlechner. In den Teilbereichen 3 (Digitalisierungen) und 4 (Benennung von Ausbildungskursen) wurden bereits erste Arbeiten umgesetzt und wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht.
Ausstellung
„Eine Einheit. Ein Auftrag“
Polizeifahrzeugmodelle in der Sonderausstellung des BMI
© BMI
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Zusammenlegung von Gendarmerie, Sicherheitswache und Kriminalbeamtenkorps am 1. Juli 2005 wurde in der Sala Terrena des Bundesministeriums für Inneres (BMI) in Wien eine Sonderausstellung gestaltet. Sie war Teil des BMI-Traditionsprojekts und entstand in Zusammenarbeit zwischen der Abteilung für historische Angelegenheiten und verschiedenen Organisationseinheiten der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit.
„In unserer neuen Sonderausstellung wird die Geschichte und Gegenwart der Bundespolizei erlebbar. Ich darf mich bei allen involvierten Personen bedanken, die diese Ausstellung mit uns ermöglicht haben, sagte Stephan Mlczoch, Leiter der Abteilung für historische Angelegenheiten, bei der Eröffnung der Ausstellung.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Entwicklung der Bundespolizei seit der Reform im Jahr 2005. Auf Info-Tafeln werden Meilensteine des Prozesses der Wachkörperzusammenlegung präsentiert, sowie das Corporate Design und die Aufgaben der Organisationen vorgestellt. Zudem werden in sieben Vitrinen Exponate gezeigt, die von der Entwicklung der blauen Uniform für die Bundespolizei über moderne Ausrüstungsgegenstände bis hin zu technischen Geräten aus Spezialeinheiten reichen.
Erstmals öffentlich ausgestellt wird historisches Equipment der Sondereinheit für Observation (SEO): eine Brille mit versteckter Videoaufzeichnung sowie sichergestellte Lauschangriffsmittel, die in den 2000er-Jahren in Verwendung waren. Zu sehen sind Fahrzeugmodelle ab den 1950er-Jahren von der Sicherheitswache über die Gendarmerie bis hin zu den zuletzt angekauften E-Autos der Bundespolizei. Die Miniaturen wurden im Maßstab 1:87 gebaut und von einem privaten Leihgeber zur Verfügung gestellt.
Derzeit ist die Ausstellung in der Sala Terrena für BMI-Bedienstete zu sehen. Im Rahmen der „ORF Langen Nacht der Museen“ am Samstag, den 4. Oktober, ist die Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich.
Ulrike Landmann
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2025
Druckversion des Artikels (pdf, 546 kB)