Ars Electronica 2024
Kunst, Technik, Gesellschaft
Bei der Ars Electronica 2024 setzten sich Künstler mit zeitgeistigen Themen und den Möglichkeiten auseinander, die sich durch die Informationstechnologie und elektronischen Medien eröffnen.
Ars Electronica 2024 in Linz: Erleben virtueller Welten; Erlebniswelt © Kurt Hickisch
Um Veränderungen zu bewirken, muss zuerst das Bestehende verstanden werden. Im Ausstellungsbereich „Create your World“ in der Postcity wurden die Besucher an die Informationstechnologie herangeführt. Beim Road-Lab des Technischen Museums Wien konnte man an 3D-Druckern digitale Produktionstechniken ausprobieren und technische Umsetzungsmöglichkeiten kennenlernen. Das „Museum auf Rädern“ tourt in einem E-Bus durch Österreich, kann von Schulen, Freizeit- und Bildungseinrichtungen angefordert werden und bietet kostenlose Workshops unter fachkundiger Anleitung durch ein Team an. Voraussetzung ist ein etwa 15 m² großer Platz, auf dem der Maker Space aufgebaut werden kann. Angesprochen sollen vor allem Jugendliche werden, die sich für den MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) interessieren. Einen Teil der benötigten elektrischen Energie gewinnt der Bus durch Solarzellen am Dach.
CodorDojo Linz: Kinder üben Programmieren; RoadLab des Technischen Museums Wien mit 3D-Druckern © Kurt Hickisch
CoderDojo.
Am Stand des CoderDojo Linz konnten Kinder unter Aufsicht elektronische Schaltungen verlöten und sich im Programmieren üben. CoderDojo ist eine weltweite, von Freiwilligen geleitete Community, die kostenlos Programmierevents für junge Menschen veranstaltet. Sie bietet kostenlose Gastauftritte in Schulen an, um bei Kindern und Jugendlichen die Freude am Programmieren zu wecken. Die CoderDojo-Foundation wurde 2013 in Irland gegründet. Dem Webauftritt nach, bestehen über 2.000 CoderDojos in mehr als 100 Ländern. In Österreich gibt es sie neben Linz in Steyr, Wien und Neusiedl am See.
App „do-gether“.
Vorgestellt wurde die von einem 21-jährigen Rollstuhlnutzer entwickelte App „do-gether“ (do-gether.at), deren Sinn es ist, auf lokaler Ebene Hilfesuchende mit Hilfswilligen zusammenzubringen. Mit dem Herunterladen der App wird man Teil einer Community, innerhalb der beispielsweise Aushilfen beim Pflanzengießen, für Hunde- oder Katzensitting, Begleitung zum Arzt oder Friseur, Besorgung von Medikamenten in der Apotheke, für Gartenarbeit, Möbeltransport, Ausräumen der Garage oder Kontakt zum „Bankdrücken“ gesucht werden. Jeder, der sich angesprochen fühlt und einbringen will, kann sich mit dem Hilfesuchenden über die App in Verbindung setzen und die weiteren Vereinbarungen, auch hinsichtlich einer Entlohnung, treffen. Auf Sicherheit wird Wert gelegt. Um sich auf der Plattform anzumelden, ist ein Identitätsnachweis erforderlich. Beim Zustandekommen einer Absprache wird zwischen den Beteiligten ein Codewort ausgetauscht. Die App ist vorerst nur in Wien einsetzbar. Ein Ausbau für ganz Österreich ist geplant (behindertenrat.at/ 2024/06/do-gether-app-fuer-lokale-hilfeleistungen).
KI.
Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) wurde dargestellt auf einer künstlerisch wirkenden Zeittafel, die von Mitarbeitenden des Institute of Technology (LIT) an der Johannes Kepler Universität Linz, und des Software-Competence-Centers Hagenberg gestaltet wurde. Der Beginn wurde mit einem von Gottfried Wilhelm Leibnitz 1676 entwickelten Algorithmus angesetzt. Die Arbeiten einer Vielzahl von Forschern, deren Biografien jeweils über QR-Codes eingelesen werden konnten, brachten die KI auf den heutigen Stand. Berühmt wurde die Veröffentlichung des britischen Mathematikers Alan Turing „Can machines think?“ (1950), die zu dem auf der Ars Electronica präsentierten Turing-Game führte. Bei diesem Spiel treffen zwei Menschen und eine Maschine in einem Text-Chat aufeinander, ohne ihre jeweilige Identität zu kennen. Gelingt es der Maschine, mindestens einen Menschen davon zu überzeugen, dass sie selbst ein Mensch und der andere Mensch eine Maschine ist, gewinnt die Maschine den Test. Das Spiel ist unter www.turinggame.ai zugänglich und konnte am Ausstellungsstand gespielt werden.
In der interaktiven Installation Tangible AI (Selma Aly, Ägypten) wird KI in künstlerischer, aber nachdenklich machender Weise dazu eingesetzt, die Emotionen einer Menschenmenge anhand der Gesichtsausdrücke sichtbar zu machen.
Die Parlamentsdirektion war mit der auf die Nationalratswahl am 29. September 2024 bezogenen Installation Shadowgram und der Informationskampagne „Mehr als ein Kreuzerl“ vertreten. Besucher konnten acht vorgegebene Themen wie Zusammenhalt, Kompromiss und Respekt durch Bewegungen darstellen. Kurze Videoclips der Schattenbilder wurden bis 28. September mit LED-Paneelen auf den Säulen des Parlamentsgebäudes in Wien gezeigt. Die dahinterstehende Botschaft: Gemeinsam gestalten wir das Parlament und die Demokratie in unserem Land.
„Hope – who will turn the tide“.
Turing-Game: Dialog Mensch-Maschine © Kurt Hickisch
Die Ars Electronica 2024 fand vom 4. bis 8. September 2024 in der oberösterreichischen Hauptstadt an fünf größeren und etlichen über die Stadt verteilten Veranstaltungsorten statt. Zentrum der Veranstaltung war, wie auch schon in den Jahren zuvor, die Post-City – ein beim Hauptbahnhof gelegenes, aufgelassenes Postverteilzentrum, dessen spiralförmig gewundene Paketrutschen für sich bereits ein visuelles Erlebnis sind. Neu war die Einbeziehung der Med-Uni Linz. Eingebunden in das Geschehen war auch der Linzer Mariendom.
Das Motto der Ars Electronica 2024 lautete: „Hope – who will turn the tide“. An der Veranstaltung waren 1.260 Künstler, Wissenschaftler und Aktivisten aus 67 Ländern beteiligt. 498 Veranstaltungen wurden angeboten. Mit über 112.000 Besuchern wurde eine neue Höchstzahl erreicht. Die nächste Ars Electronica findet vom 3. bis zum 7. September 2025 wieder in Linz statt.
ars.electronica.at
Kurt Hickisch
Flughafensicherheit
3D-Bilder vom C3-Scanner
Das modere Sicherheitssystem C3-Scanner am Flughafen, das beispielsweise in Frankfurt und London zum Einsatz kommt, funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie der CT-Scanner beim Arzt. Es erstellt 3D-Bilder der Gepäckstücke und soll für Zeitersparnis sorgen, weil Passagiere ihre Laptops und Flüssigkeiten nicht mehr einzeln scannen lassen müssen. Die neue Computertomografie-Scanner-Technologie kann flüssige und feste Sprengstoffe sowie Waffen und andere verbotene Gegenstände im Handgepäck identifizieren. Die C3-Technologie erlaubte es Reisenden bislang sogar, Flüssigkeiten in Mengen über 100 Milliliter zu transportieren. Die „Durchführungsverordnung (EU) 2024/2108 der Kommission vom 29. Juli 2024 zur Änderung der Durchführungsverordnung (EU) 2015/1998 hinsichtlich bestimmter dringender Luftsicherheitsmaßnahmen in Bezug auf Ausrüstungen für die Sicherheitskontrolle von Flüssigkeiten, Aerosolen und Gelen“ schränkt den Einsatz von Handgepäckscannern der neuen Generation auf europäischen Flughäfen ein. Seit dem 1. September 2024 gilt bei C3-Scannern eine Begrenzung auf 100 Milliliter für einzelne Flüssigkeitsbehälter. Zuvor war eine uneingeschränkte Mitnahme von Flüssigkeiten möglich. Österreich ist mangels Verwendung von C3-Scannern beim Handgepäck von der Änderung nicht betroffen.
A. O./H. E.
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 11-12/2024
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