Kooperation Polizei und Bundesheer
Großeinsätze koordinieren
Institut für Offiziersweiterbildung: Polizeioffiziersanwärterinnen und -anwärter verbringen im vierten und fünften Semester drei Wochen an der Theresianischen Militärakademie für die Führungsausbildung © BMLV/Gerhard Seeger
Von der Stabsarbeit bis zum Einsatz am Führungssimulator. An der Theresianischen Militärakademie lernen die Polizeioffiziersanwärterinnen und -anwärter des Studiengangs „Polizeiliche Führung“, Großeinsätze zu planen und durchzuführen.
Ein Hörsaal im Institut für Offiziersweiterbildung an der Theresianischen Militärakademie (MilAk). Vor den Flipcharts und Whiteboards, die im ganzen Hörsaal verteilt sind, stehen kleine Gruppen von Studierenden. Vorne ist eine Agenda auf die Wand projiziert. Zwei Polizisten diskutieren vor einer Landkarte, eine Polizistin notiert etwas auf eine Flipchart. Die Studierenden des Bachelorstudiengangs „Polizeiliche Führung“ der Fachhochschule (FH) Wr. Neustadt verbringen im vierten und fünften Semester drei Wochen an der MilAk für die Führungsausbildung. Die Polizeioffiziersanwärterinnen und -anwärter lernen hier, Kräfte bei großen Einsätzen koordiniert einzusetzen – von der Lagebeurteilung, Einsatzplanung, Befehlsgebung bis hin zur Einsatzdurchführung.
Warum die Ausbildung an der Militärakademie stattfindet?
„Die Militärakademie macht das mit ihren Offizieren sehr intensiv. Wir machen das nicht in der Tiefe, weil wir am Studiengang keine Zeit dafür haben. Im Prinzip ist es aber das Gleiche. Die Richtlinien und die Stabsarbeit sind aus dem Militär abgeleitet. Deshalb gibt es seit 2006 eine Kooperation mit dem Bundesheer bei der Ausbildung für das Führungsverfahren und die Stabsarbeit“, erklärt Oberst Rudolf Haas von der Landespolizeidirektion (LPD) Wien, der als einer der Polizeitrainer für die Ausbildung verantwortlich ist. Die Studierenden lernen von den Lehroffizieren des Bundesheeres und den Polizeitrainern, die die polizeilichen Besonderheiten und Sichtweisen einbringen. Vier Polizeioffiziere unterstützen als Trainer unter der Gesamtleitung von Generalmajor Karlheinz Dudek. Für die Kooperation verantwortlich ist die Sicherheitsakademie (SIAK).
Die drei Wochen sind intensiv. Während in der ersten Woche die Grundlagen vermittelt werden und ein kleinerer Einsatz erarbeitet wird, steht in der zweiten Woche ein großes Szenario auf dem Programm. Dabei müssen die Studierenden den Einsatz als Einsatzstab führen und planen. „Der Haupteffekt ist die Arbeit im Stabsverfahren. Dazu kommen zwei Nebenthemen: Die Zusammenarbeit mit dem Bundesheer im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz und der Schutz kritischer Infrastruktur, der derzeit immer wichtiger wird“, sagt Oberst Haas. Die dritte Woche der Ausbildung findet am Führungssimulator der MilAk statt, der zu diesem Zweck für die Bedürfnisse der Polizei angepasst wurde. Am Simulator kann ein Einsatz mit mehreren Hundert virtuellen Polizeibediensteten durchgespielt werden – ohne großen finanziellen Aufwand und ohne, dass Polizistinnen und Polizisten im Regeldienst fehlen.
Das Institut für Offiziersweiterbildung gehört zur Theresianischen Militärakademie und ist für die Fort- und Weiterbildung von Berufs- und Milizoffizieren sowie Zivilbediensteten des Bundesheeres zuständig. Neben Führungs- und Stabslehrgängen gibt es spezielle Ausbildungen zur Wehr- und Sicherheitspolitik, als Peer- oder Teamtrainer und Fachlehrgänge zur personellen Einsatzvorbereitung, für Projektmanagement oder zum Militärexperten. Das Institut für Offiziersweiterbildung arbeitet mit der Landesverteidigungsakademie und der Heeresunteroffiziersakademie zusammen.
„Die Ausbildung ist aufgrund der Komplexität herausfordernd für die Studierenden. Aber es trifft auch das Kernthema der Polizei: Großeinsätze zu planen und durchzuführen“, sagt Oberst Haas. Auf die Frage, was sie über die Ausbildung an der Militärakademie denken, kommen von den Studierenden die Rückmeldungen: „Sehr gut“, „Der Kurs könnte ruhig länger sein.“
Generalmajor Karlheinz Dudek betont: „Die Kooperation mit der Theresianischen Militärakademie in der Einsatzführungsausbildung hat sich in hohem Maße bewährt. Einheitliche Prozesse der Stabsarbeit schaffen eine gemeinsame Sprache und damit Interoperabilität. Diese trägt maßgeblich zur professionellen Bewältigung von Groß-lagen bei.“
Amelie Hofer
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 11-12/2024
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