Compliance-Solutions-Day
Veränderung als Chance
AI-Act, Lieferkettengesetz, Cyber-Kriminalität, Environmental Social Governance (ESG): Diesen und anderen Themen widmete sich der Compliance-Solutions-Day 2024.
Compliance-Solutions-Day: Mathias Hess, Alexandra Clarnau, Marie Gstöttner, Sabine Köszegi, Martin Kreutner
© Christian Mikes
Wer kümmert sich um Reportings, welche Abteilungen müssen sich vernetzen und wie sieht gutes Change-Management aus? Diese und andere Fragen und Zusammenhänge wurden beim Compliance-Solutions-Day 2024 erörtert, der von Lexis-Nexis (www.lexisnexis.at) und Compliance-Praxis (www.compliance-praxis.at) am 26. September 2024 in Wien veranstaltet wurde. Das Motto lautete „Be the Change“. Der Compliance-Solutions-Day 2024 richtete sich an Compliance-Officer, Mitarbeiter aus Compliance, Recht, Risikomanagement, interne Revision sowie Geschäftsführer und Vorstände.
KI und Ethik.
Universitätsprofessorin Sabine Köszegi, TU Wien, Mitglied des AI-Advisory-Boards der Bundesregierung und Vorsitzende des UNESCO-Beirats für „Ethik der künstlichen Intelligenz“, referierte über den AI-Act, das KI-relevante Thema Bias, Betrugsaufklärung und positive Anwendungsbeispiele des komplexen Themas Künstliche Intelligenz (KI). Sie thematisierte das „chinesische Zimmer“ und den Ansatz der Mensch-Maschine-Symbiose. Die KI-Verordnung, auch bekannt als AI-Act, legt seit dem 1. August 2024 den rechtlichen Rahmen für Künstliche Intelligenz auf EU-Ebene fest. Ziel ist ein sicherer und ethischer Umgang mit KI.
Beim „chinesischen Zimmer“ handelt es sich um ein Gedankenexperiment von John Searle. Dieses hinterfragt, ob eine Maschine, die eine Sprache perfekt verarbeitet, diese auch versteht. Searle stellt sich jemanden in einem Raum vor, der anhand eines Regelbuchs chinesische Schriftzeichen (Eingaben) in korrekte Antworten (Ausgaben) umwandelt, ohne die Bedeutung zu verstehen. Die Idee ist: Auch wenn die Maschine (oder Person) die Sprache korrekt nutzt, versteht sie sie nicht wirklich – ähnlich wie heutige KI, die Sprache verarbeiten kann, aber kein echtes Bewusstsein hat.
Der Mensch-Maschine-Symbiose-Ansatz geht davon aus, dass Menschen und Maschinen kooperieren können, um Fähigkeiten zu kombinieren, die der Mensch allein nicht leisten kann. Hierbei spielt die Frage eine Rolle, inwiefern Maschinen den Menschen unterstützen, ohne ethische Probleme wie Überwachung oder Machtungleichgewicht zu verstärken. Ethik in der KI betrifft hier die Verantwortung, Autonomie und Kontrolle über die Maschinen.
Dem Gemeinwohl verpflichtet.
Martin Kreutner, der Antikorruptionsexperte und ehemalige Dekan der Internationalen Anti-Korruptionsakademie (IACA), behandelte u. a. die Frage, welche „Aufgaben“ Staat und Justiz, die Gesellschaft leisten müssen, um Korruption besser vorzubeugen. Dazu sagte Kreutner: „Wir müssen uns wieder mehr unserer Wurzeln, der ethischen Maxime und Imperative bewusst werden. Im philosophischen Sinne möchte ich diese auch vom Begriff ,Werte‘ abgrenzen. Das Konzept ,Werte‘ hat in den letzten Jahren leider eine gewisse Anfälligkeit für inflationären Gebrauch und hohe „Situationselastizität erfahren.“ Österreich sei fast schon Jahrhunderte lang für seine Beamtenschaft beneidet worden, die die dem Gemeinwohl, der res publica, der Objektivität und der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet sei, sagte der Antikorruptionsexperte. Vor diesem Hintergrund sollten wir immer wieder „eine Standortbestimmung machen und hinterfragen, wo wir gerade stehen“.
In der Korruptionsbekämpfung gebe es laut Kreutner keine einfachen Antworten und Patentrezepte, jedoch eine Empfehlung, die laute: „Schaut, dass Justiz und Polizei sauber sind. Wenn es auch dort krankt, hat man ein wirkliches Problem.“
„Take the chance to be the change“ hieß es in der Keynote der Autorin und Change-Expertin Nathalie Karré. Die Teilnehmer erhielten von ihr einfache und effektive „Change-Tools“. Change sei einfach umzusetzen, wenn man für Energie sorgt, die Gefühle der anderen wahrnimmt und auch sichtbar macht.
Der nächste Compliance-Solutions-Day wird am 25. September 2025 veranstaltet. Mit spannenden Themen und einem interessanten und informativen Programm für die Compliance-Branche in ganz Österreich.
Andrea Lautmann
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 11-12/2024
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