Geografische Informationssysteme
Auszeichnung für Kriminalitätsatlas
Bedienstete des Bundeskriminalamtes wurden für die Entwicklung des Kriminalitätsatlas mit dem „Special-Achievement-in-GIS-Award“ in San Diego ausgezeichnet. Dieser wird für herausragende Leistungen in der Nutzung von Geoinformationssystemen verliehen.
Polizeiliche Daten und Geoinformationen können Erkenntnisse für die Verbrechensbekämpfung liefern. Um einen Überblick über die Mengen an Daten zu erhalten, gibt es die Möglichkeit, diese auf unterschiedlichste Weise darzustellen, um Besonderheiten, wie Kriminalitätshotspots oder Trends und Muster schneller zu erkennen.
Seit 2021 setzt das Bundeskriminalamt auf die geografische Fallanalyse und seit 2022 ist der neue und verbesserte Kriminalitätsatlas Österreich für alle Bedienstete des Bundesministeriums für Inneres online abrufbar. Nun wurde die umfangreiche Arbeit der Konzeptionierung, Ausarbeitung und Etablierung des neuen Tools ausgezeichnet: Am 17. Juli 2024 erhielten die Expertinnen und Experten des Büros „Räumliche Kriminalanalyse“ bei der „Esri International User Conference“ in San Diego, USA, den „Special Achievement in GIS Award“. Drei Bedienstete des Bundeskriminalamts nahmen den Preis entgegen.
Prestigeträchtige Anerkennung.
Der „Special Achievement in GIS Award“ von Esri ist eine Anerkennung, die Organisationen würdigt, die herausragende Leistungen in der Nutzung von Geoinformationssystemen (GIS) erzielt haben. Esri ist ein Anbieter von GIS-Software und vergibt diesen Preis an andere Unternehmen, Behörden und Non-Profit-Organisationen, die durch innovative Anwendungen von GIS-Technologie einen positiven Einfluss auf die Gemeinschaft nehmen. Dabei würdigt der Preis nicht nur die technische Leistung, sondern auch die kreativen Anwendungen von GIS, die zur Lösung von komplexen Problemen wie Umweltschutz, Stadtplanung, Gesundheitswesen oder humanitäre Hilfe, beitragen können.
Geografisches Informationssystem.
Im Bundeskriminalamt fungiert das GIS als essenzielles Werkzeug für das sogenannte „Crime-Mapping“. Die „Crime Map“ ist eine Karte, die die Kriminalität innerhalb eines festgelegten Gebietes und vordefinierten Periode darstellt. In dieser sind nicht nur ausgewählte Straftaten verzeichnet, sondern auch „Points of Interests“ (POI), wie Banken, Schulen, Polizeidienststellen, Tankstellen und Lokale. Dadurch können die Expertinnen und Experten des Bundeskriminalamtes Kriminalitätshotspots effizienter identifizieren und Trends sowie Muster frühzeitig erkennen. Besonders bei Dämmerungseinbrüchen können Polizistinnen und Polizisten so verstärkt auf Präventions- und Aufklärungsarbeit in ihrem Einsatzgebiet setzen.
Zur Unterstützung wurde die Geoapplikation „DWE-Infoboard“ entwickelt, die alle relevanten Daten speichert, grafisch aufbereitet und ein tagesaktuelles Lagebild liefert. Die Daten stammen aus verschiedenen Quellen, darunter dem Sicherheitsmonitor (SIMO), der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und Lageberichten zu Falschgeld, Taschendiebstahl, Kfz-Entfremdung, Schlepperei oder Raub sowie der Analysearbeitsdatenbank (AADB) Factotum. Dies ermöglicht einen umfassenden Über-blick zu verschiedenen deliktsspezifischen Fragestellungen. Zudem können die Expertinnen und Experten Daten direkt von Kriminalbeamtinnen und -beamten erhalten, einschließlich Ortungs-, Navi- oder Rufdaten und Informationen aus Handyauslesungen.
Der Kriminalitätsatlas Österreich ist eine Homepage, von der aus die Bediensteten des Bundesministeriums für Inneres verschiedene Webkarten öffnen können. Diese sind unterteilt in die interaktiven Webkarten „Kriminalitätskarten“, die es ermöglichen, Straftaten auch individuell zu filtern und geografisch darzustellen, und „Thematische Karten“, die gezielte Einblicke in festgelegte Deliktsbereiche wie etwa den Dämmerungseinbruch liefern. Dadurch erhalten die Nutzerinnen und Nutzer schnell und einfach die benötigten Informationen sowie Daten und können sie dank der Visualisierung rasch interpretieren. Bereits 75.000-mal wurde seit der Etablierung auf den Kriminalitätsatlas Österreich zugegriffen.
Präsentation.
Vor Ort hatte das Team auch die Möglichkeit, die entwickelte Applikation am „Safety und Security Summit“ zu präsentieren, der zeitgleich zur Konferenz stattfand. Zusätzlich wurden die entsendeten Bediensteten eingeladen, im Rahmen der Konferenz an einer „Law Enforcement Special Interest Group (SIG)“ teilzunehmen, um den Kriminalitätsatlas Österreich in einer Diskussionsrunde mit Interessierten der amerikanischen Sicherheitsbehörden vorzustellen. Die Veranstaltung diente daher auch dem Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie der Vernetzung von Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Geoinformationssysteme.
Romana Tofan
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2024
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