Deutschland
Warnung, Aufklärung, Schutz
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn schafft seit 20 Jahren die konzeptionellen Grundlagen für gutes Risiko- und Krisenmanagement, um die Bevölkerung auf Extremsituationen und Gefahrenlagen vorzubereiten.
Nachdem 2001 die Anschläge auf das World Trade Center in New York (USA) verübt worden waren, fand in Deutschland ein Umdenken hinsichtlich des zivilen Schutzes vor diversen Gefahren statt. Im Mai 2004 wurde das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) als zentrale Stelle des Bundes für den Bevölkerungsschutz in Deutschland errichtet. Dort werden die Bereiche der zivilen Sicherheitsvorsorge zu einem Schutzsystem für die gesamte Bevölkerung zusammengeführt. Das BBK ist eine Fachbehörde des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) und es serviciert die Bundes- und Landesbehörden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Damals wurden die bereits bestehenden Strukturen des „Gemeinsamen Melde- und Lagezentrums von Bund und Ländern“ (GMLZ) sowie die ersten Warninfrastrukturen mit dem Vorgänger des „Modularen Warnsystems“ (MoWaS) in das Bundesamt integriert. In den weiteren Jahren wurde die „Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und zivile Verteidigung“ (BABZ) aufgebaut, die übergreifende und regelmäßig stattfindende Krisenstabsübung LÜKEX eingeführt und Selbstschutz-Informationen für die Bevölkerung erstellt.
Die LÜKEX ist eine Krisenmanagementübung, die die Reaktion auf Krisen wie Naturkatastrophen und Terroranschläge in Deutschland verbessern soll. Sie bringt Bundes- und Landesressorts sowie (Einsatz-)Organisationen im Bevölkerungsschutz zusammen, um gemeinsam das nationale Krisenmanagement zu üben. Die Übungen fokussieren auf strategische Entscheidungsprozesse, nicht auf praktische Maßnahmen wie beispielsweise Evakuierungen. Ursprünglich zielten die Übungen auf lokale Bedrohungen, doch mit der Zeit kamen neue Szenarien hinzu, darunter Pandemien, Cyber-Angriffe und Naturkatastrophen. Die Übungen haben gezeigt, dass sie wichtig für die Vorbereitung auf reale Krisen sind und helfen, Krisenmanagementstrukturen zu stärken.
Warnen der Bevölkerung.
Seit 2004 ist das BBK in Deutschland für das Warnen der Bevölkerung zuständig. Ursprünglich warnte der Dienst vor Gefahren wie Luftangriffen. Heute nutzt das BBK moderne Technologien, um die Bevölkerung über Risiken wie Naturkatastrophen oder Terroranschläge zu informieren. Früher wurden Warnungen hauptsächlich über Sirenen und Rundfunk verbreitet. Seit 2001 gibt es das satellitengestützte Warnsystem SatWaS, das Warnungen flächendeckend senden kann. 2011 wurde es durch das „Modulare Warnsystem“ (MoWaS) ersetzt, das Warn-Apps wie NINA und KATWARN einbindet. KATWARN wird auch in Österreich für Warnungen verwendet.
Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeit.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Deutschland arbeitet auch daran, die Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung zu verbessern. Der Fokus liegt auf Risiken wie Naturkatastrophen oder Stromausfällen („Blackout“). Das BBK bietet Broschüren an, Online-Spiele und Videos, in denen Wissen über Selbstschutz vermittelt wird. Für Kinder gibt es Programme wie „Max und Flocke Helferland“, die spielerisch über Risiken aufklären und Verhalten in Notfällen lehren. Das BBK setzt auf interaktive Formate, um Menschen direkt in ihrer Lebenswelt zu erreichen und sie zur Selbsthilfe zu ermutigen.
Kritische Infrastruktur umfasst Einrichtungen und Dienste, die für das tägliche Leben notwendig sind, wie zum Beispiel die Strom- und Wasserversorgung. In Deutschland und anderen Ländern gibt es Maßnahmen, um die Infrastruktur zu schützen. Die Idee, kritische Infrastruktur besonders zu schützen, kam aus den USA. Ende der 1990er-Jahre wurde dieses Konzept in Deutschland übernommen. In Deutschland sind zwei Behörden dafür zuständig: das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Das BSI kümmert sich um die Sicherheit der Informationstechnologie, das BBK konzentriert sich auf den physischen Schutz. Es gibt regelmäßige Übungen. In den letzten Jahren gab es neue Gesetze und Strategien, um den Schutz kritischer Infrastruktur zu verbessern.
Das psychosoziale Krisenmanagement ist ein weiteres Kernelement im modernen Bevölkerungsschutz in Deutschland. Das BBK hat seit den frühen 2000er-Jahren Abteilungen und Programme, die sich um die psychologischen und sozialen Aspekte von Krisen kümmern. Zentral ist die Koordinierungsstelle „Nachsorge Opfer- und Angehörigenhilfe“ (NOAH), die Beratung und Unterstützung für Betroffene von Terroranschlägen, Naturkatastrophen und anderen Unglücken bietet. Durch Kooperationen mit Organisationen und Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen hat das BBK ein Netzwerk aufgebaut, das hilft, die psychosoziale Unterstützung in Krisensituationen zu optimieren. Seit 2010 führt die deutsche Bundesregierung Risikoanalysen durch, um die Sicherheitsstrategien zu verbessern. Die Risikoanalyse wird vom Bundesministerium des Innern koordiniert und von Fachbehörden je nach Bedarf ausgeführt. Ein Teil der Risikoanalyse ist die Entwicklung von Handlungsempfehlungen, die politischen Entscheidungsträgern helfen sollen, vorbeugende Maßnahmen zu treffen.
A. H.
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2024
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