Migration
Vorbildliche Integration
Vor 50 Jahren kamen sechszehn Krankenschwestern von den Philippinnen nach Kärnten, um im Krankenhaus Friesach zu arbeiten – ein Beispiel gelungener Integration.
Sommerlich gekleidet stiegen im Dezember 1973 zehn junge Frauen von den Philippinen in Wien aus dem Flugzeug. Die Winterkälte war die erste Herausforderung für die freundlichen Asiatinnen, die nach Kärnten weiterreisten, um im Deutsch-Ordens-Spital Friesach als diplomierte Gesundheits- und Krankenschwestern oder Pflegeassistentinnen (Stationsgehilfinnen) zu arbeiten. Ende Juli 1974 kamen weitere sechs Philippinerinnen nach Friesach. Vermittler der Arbeitskräfte aus Südostasien war der aus Südtirol stammende Ordensbruder Eugen Daberto, der in der philippinischen Provinz Antique als Missionar tätig war. Pater Daberto vermittelte in den 1970er-Jahren Hunderte Philippinerinnen für Krankenhäuser und andere Institutionen in Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Die Ausstellung der Visa und Arbeitspapiere, die Beglaubigung der Zeugnisse, ärztliche Untersuchungen und andere bürokratische Erfordernisse waren innerhalb von zwei Wochen erledigt. In dieser Zeit lernten die Frauen etwas Deutsch. Herausforderungen bei ihrer Ankunft in Österreich waren neben der Kälte vor allem Heimweh und in der ersten Zeit die deutsche Sprache bzw. der Kärntner Dialekt. Jeden Tag lernten die Asiatinnen in der Mittagspause mit einer Lehrerin Deutsch. Kärntnerisch mussten sie sich in der Praxis aneignen.
Die Frauen von den Philippinen sind seit Jahren in Pension. Sie leben heute in Kärnten, der Steiermark, Wien und in den USA. Vier von ihnen sind in Friesach geblieben. Nur eine verlängerte ihren Arbeitsvertrag nicht und kehrte in ihre Heimat zurück, um ihren Verlobten zu heiraten.
50-jähriges Jubiläum.
Aus Anlass der 50-jährigen Wiederkehr ihrer Emigration nach Österreich trafen einander zwölf Philippinerinnen am 12. Juli 2024 im Braugasthof Hirt, um das Jubiläum zu feiern und Erinnerungen und Erfahrungen auszutauschen.
„Wir haben in Kärnten keine Diskriminierung wegen unserer Herkunft erlebt“, berichtet die diplomierte Krankenschwester Erlinda Schönfelder. Fast alle Philippinerinnen haben österreichische Männer geheiratet. Keine dieser Ehen wurde geschieden. Nicht wenige ihrer Kinder haben ein Technik- oder Wirtschaftsstudium absolviert, sind in internationalen Konzernen, in Großbanken und in anderen Unternehmen beschäftigt oder sind erfolgreiche Unternehmer geworden – ein Beispiel gelungener und vorbildlicher Integration.
W. S.
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2024
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