Gedenkstätten für Exekutivbeamte (24)
Tod vor dem Bahnhof
Alois Mayrhuber wurde am 23. Februar 1984 in Bad Aussee von einem Räuber erschossen. Ein Marterl, eine Gedenktafel und eine Wegbezeichnung erinnern an den ermordeten Gendarmeriebeamten.
Gedenkstätte in Bad Aussee für Gruppeninspektor Alois Mayrhuber und den Postbeamten Karl Amon
© Joachim Steinlechner
Gruppeninspektor Alois Mayrhuber, stellvertretender Kommandant des Gendarmeriepostens Bad Aussee, begleitete am Abend des 23. Februar 1984 einen Geldtransporter der Post in Bad Aussee vom Postamt zum Bahnhof. Gegen 17.45 Uhr fielen auf dem Bahnhofsvorplatz Schüsse. Ein Mann wollte den Geldtransporter überfallen. Er trat auf den Postbeamten Karl Amon zu, sprach ihn an und schoss mit einem 8-mm-Revolver aus kurzer Entfernung auf ihn. Amon fiel zu Boden und starb. Danach schoss der Täter siebenmal auf Alois Mayrhuber. Der 56-jährige Gendarmeriebeamte wurde von fünf Projektilen getroffen. Auf dem Boden liegend, schoss er zurück und traf den Täter in den Unterarm. Mayrhuber erlag am Tatort seinen schweren Verletzungen. Der Postoffizial Alois Hütter kam mit leichten Verletzungen davon.
Der Täter wollte mit seinem Moped flüchten, war aber dazu wegen seiner Armverletzung nicht mehr in der Lage. Er rannte davon, wurde aber kurz darauf etwa 400 Meter vom Tatort entfernt von den Postbediensteten Jürgen Schraml und Johann Leschinger überwältigt und der Gendarmerie übergeben. Beim Raubmörder handelte es sich um den Ausseer Taxiunternehmer Ewald P. Im Haus des Täters wurden fünf Maschinenpistolen, 19 Pistolen und Revolver und 16 Gewehre sichergestellt. Ewald P. wurde wegen zweifachen Mordes sowie Mordversuchs zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Im Juli 2006 wurde er nach 22 Jahren in Haft auf Bewährung entlassen.
Alois Mayrhuber, geboren am 5. September 1927 in Edt bei Lambach in Oberösterreich, arbeitete nach der Hauptschule in der elterlichen Landwirtschaft. Er wurde am 11. März 1944 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und am 4. Juli 1944 kam er zum Grenadier-Regiment Hoch- und Deutschmeister. Am 17. Februar 1945 wurde er an der Front schwer verwundet und verbrachte die letzten Kriegsmonate in Lazaretten, zuletzt in Saalbach in Salzburg. Von dort wurde er am 7. Mai 1945 aus der Wehrmacht entlassen. Danach arbeitete er wieder in der elterlichen Landwirtschaft. Am 19. August 1946 trat er in die Gendarmerie in Steyr ein, zunächst als Hilfsgendarm, ab März 1947 als provisorischer Gendarm. Von April bis Juli 1947 absolvierte er den Grundausbildungskurs des Landesgendarmeriekommandos (LGK) in Steyr, von September bis Dezember 1949 den 8. Ausbildungskurs für Fortgeschrittene, von August bis Oktober 1950 die II. erweiterte fachliche Ausbildung an der Gendarmerieschule Bruck an der Mur und von September 1961 bis Juli 1962 den Fachkurs für dienstführende Beamte an der Gendarmeriezentralschule in Mödling. Alle Kurse beendete er mit sehr gutem Erfolg. Er absolvierte auch die Ausbildung zum Gendarmerie-Alpinisten und Gendarmerie-Hochalpinisten. Er arbeitete in den Gendarmerieposten (GP) Steyr und Enns und wurde im März 1950 zum GP Altaussee im LGK Steiermark versetzt. Am 1. Jänner 1963 wurde er Stellvertreter des Postenkommandanten von Bad Aussee.
Am 25. April 1950 heiratete Mayrhuber in Lambach Josefa, geb. Saiger. Das Ehepaar bekam zwei Töchter: Gertrude (* 1953) und Eva-Maria (* 1964). Im Mai 1984 wurde Mayrhuber post mortem mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.
Alois Mayrhuber engagierte sich im Kulturbereich und in der Heimatforschung. 1970 gründete er das „Literaturmuseum Altaussee“ und veröffentlichte in Regionalzeitungen Essays über Schriftsteller mit Bezug zu Altaussee. Die Beiträge wurden in die Landesausstellung 1976 („Literatur in der Steiermark“) einbezogen.
Gedenkstätten.
Gedenktafel für Alois Mayrhuber an der Fassade des Literatur- und Heimatmuseums Altaussee
© Joachim Steinlechner
Kollegen der beiden ermordeten Beamten errichteten 1984 im Bereich des Bahnhofs Bad Aussee ein hölzernes überdachtes Marterl mit einer Gedenktafel aus Holz mit Blumenkiste und der Inschrift: „Zum Gedenken / an Karl Amon und / Alois Mayrhuber / die am 23.2.1984 in Ausübung / ihres Dienstes einem Verbrechen / zum Opfer fielen. / Die Kameraden“. Die Gedenkstätte wurde 2024 restauriert und bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 40. Todestages am 23. Februar 2024 in Bad Aussee neuerlich gesegnet (siehe Beitrag „Gedenken an Alois Mayrhuber“ in diesem Heft, S. 00).
An Alois Mayrhuber erinnert auch eine Gedenktafel an der Fassade des Literatur- und Heimatmuseums Altaussee, das von Mayrhuber gegründet worden war. Die Inschrift lautet: „Zum Gedenken / an / Herrn Alois Mayrhuber / 1927-1984 / dem Begründer des / Literatur- u. Heimatmuseums / Altaussee“.
Im Ortsteil Puchen in Altaussee wurde ein Weg nach dem ermordeten Gendarmeriebeamten benannt („Alois Mayrhuber Weg“).
Werner Sabitzer
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 5-6/2024
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