Exekutivgeschichte und Traditionspflege
Geschichte und Tradition
Das neue Traditionsprojekt „T-2025“ im Bundesministerium für Inneres bildete den Schwerpunkt des 5. Treffens des BMI-Fachzirkels „Exekutivgeschichte und Traditionspflege“.
Vom 25. bis 29. September 2023 fand in Bregenz in Vorarlberg das 5. Treffen des Fachzirkels „Exekutivgeschichte und Traditionspflege“ statt. Am Beginn der Veranstaltung gedachten die Teilnehmer an den am 30. Juli 2023 verstorbenen August Feyerer (LPD Steiermark). Er war im Jahr 2018 Gründungsmitglied des Fachzirkels und hat durch seine exekutivhistorischen Tätigkeiten wesentliche Beiträge geleistet.
Projekt „T-2025“.
Am 27. September 2023 startete das BMI-Projekt „T-2025“ (siehe Beitrag Traditionspflege Agenda 2025 auf Seite 36 dieser Ausgabe). „Mit diesem Projekt, dass sich mit der Wachkörperreform des Jahres 2005 auseinandersetzen und verschiedene Entwicklungsfacetten der Bundespolizei beleuchten wird, setzt das Innenministerium einen wichtigen Schritt in Bezug auf die Auseinandersetzung mit unserer Organisationsgeschichte“, sagte der Leiter der Abteilung III-S-3 und stellvertretende Kabinettchef im BMI, Stephan Mlczoch.
Vorträge.
Der stellvertretende Leiter der Abteilung III-S-3, Georg Mandl, und Andreas Drmola, informierten über die Tätigkeiten in der Kriegsgräberfürsorge (KGF) und veranschaulichten am Beispiel des Falles „Manfredini“ die Arbeiten und die Zusammenarbeit mit externen Institutionen. Peter Hellensteiner, Polizist der LPD Tirol im Ruhestand, gab einen Überblick über die Tätigkeiten des Tiroler Fachzirkels bei der Aufarbeitung und Sicherung exekutivhistorischer Quellen in Tirol. Hubert Juen, Initiator des „Innsbrucker Stadtrundganges“, berichtete über seine Führungen. Michael Beyrer, der für die Organisation des 5. Fachzirkels in Vorarlberg verantwortlich war, gab einen Überblick über die Tätigkeiten des Exekutivhistorischen Vereins Vorarlberg (EHV-V). Bei einer Führung in der LPD Vorarlberg veranschaulichte Beyrer die Ausstellungs- und Sicherungsarbeiten, die als Best-Practice-Modell für die zukünftigen Tätigkeiten in den Landespolizeidirektionen herangezogen werden.
Landespolizei Liechtenstein.
Über Initiative von Michael Beyrer besuchten die Fachzirkelteilnehmer die Landespolizei Liechtenstein in Vaduz. Polizeichef Jules S. Hoch informierte die Teilnehmer über den Aufbau und die Tätigkeiten der Polizei in Liechtenstein. Das Fürstlich Liechtensteinische Sicherheitskorps, dem 140 Bedienstete angehören, wurde 1932 als uniformierter und bewaffneter Zivilwachkörper zur Aufrechterhaltung von Ruhe, Ordnung und Sicherheit etabliert. Sieben Polizisten traten im April 1933 nach ihrer Ausbildung an der Gendarmerie-Schule in Bregenz ihren Dienst an und wurden im Regierungsgebäude in Vaduz einquartiert. Ende der 1980er-Jahre wurde mit dem neuen Polizeigesetz das „Fürstlich Liechtensteinische Sicherheitskorps“ in „Landespolizei“ umbenannt und ein neues, den Bedürfnissen angepasstes Polizeigebäude errichtet, das 1991 bezogen wurde. Den Abschluss bildete der Besuch des Polizeimuseums in der Landespolizei.
Rahmenprogramm.
Michael Beyrer führte die Teilnehmer auf exekutivhistorischen Pfaden durch die Altstadt von Feldkirch. Die Stadt war am 1. Oktober 1943 Ziel eines alliierten Luftangriffs, bei dem mehr als 100 Menschen starben. Neben einer Visite des Soldatenfriedhofs St. Wolfgang in Feldkirch-Tosters stand auch ein Besuch und Meinungsaustausch im BZS Vorarlberg in Feldkirch-Gisingen auf dem Programm. BZS-Leiter Thomas Hopfner informierte die Fachzirkel-Teilnehmer über die Tätigkeiten in der Vorarlberger „Ausbildungsschmiede“. In Feldkirch las Alfons Dür, ehemaliger Landesgerichtspräsident von Vorarlberg, aus seinem Werk „Unerhörter Mut. Eine Liebe in der Zeit des Rassenwahns“, in dem er eine tragische Geschichte einer Liebe in der NS-Zeit beschrieb.
Zum Abschluss des Fachzirkels gab es eine Führung durch das Kloster Mehrerau am Bodenseeufer. Den Fachzirkel-Teilnehmern wurden dabei der Entwicklungsepochen der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau und des Landes Vorarlberg vermittelt. Es folgte eine Erkundungsfahrt auf dem Bodensee mit dem Polizeischiff „V 20“. Der Leiter der Seepolizei, Bernhard Aigner (PI Höchst), informierte über die rechtlichen Vorgaben im Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Schweiz, das „Schmugglerwesen“ in vergangenen Zeiten und die teils sehr fordernden Rettungsmaßnahmen auf dem Bodensee. „Das Wetter kann hier sehr tückisch sein und binnen weniger Minuten umschlagen“, betonte Aigner.
J. S.
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 1-2/2024
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