UN-Sicherheitsdienst
Schutz der UNO-City in Wien
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UN-Sicherheitsdiensts im Vienna International Centre sind verantwortlich für die Sicherheit, den Objektschutz und das Hausrecht der UNO-City in Wien. Sie vollziehen hoheitliche Rechte.
Die UNO-City in Wien-Donaustadt ist neben New York, Genf und Nairobi einer von vier Hauptsitzen der Vereinten Nationen. Der Wach- und Sicherheitsdienst (Vienna Security- and Safety-Service – SSS) ist auf dem exterritorialen Gelände für die Sicherheit, den Objektschutz und das Hausrecht zuständig. „UN-Security-Officers handeln als Vertreter des UN-Generalsekretärs und sind autorisiert und verpflichtet die öffentliche Ordnung sicherzustellen“, erklärt der verantwortliche Security-Lieutenant. Diese Autorisierung umfasse wie bei der Polizei unter den gegebenen Voraussetzungen das Durchsuchen von Personen, Fahrzeugen usw., das Festhalten von Personen, Beschlagnahme von Gegenständen. Die Befugnisse seien durch Vorschriften geregelt, vergleichbar mit dem Sicherheitspolizeigesetz und dem Waffengebrauchsgesetz, „das unserer Use of Force ähnlich ist“.
UN-Security-Officers müssen einmal jährlich einen Test durchlaufen, bei der sowohl die Kennnisse der ,Use-of-Force‘-Vorschriften sowie ein praktischer Schießtest zu bestehen sind. Sie unterliegen den Vorschriften und Verpflichtungen aller UN-Angestellter sowie den securityspezifischen Vorschriften. „Daraus ergibt sich der rechtliche Rahmen, innerhalb dessen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewegen müssen. Er basiert auf den Gesetzen und Vorschriften des Gastgeberlandes, in unserem Fall Österreich“, sagt der Security-Lieutenant.
Die Geschichte des Sicherheitsdiensts im VIC geht auf die Anfänge der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) zurück. 1979 zogen beide Organisationen im internationalen Zentrum Wien ein und ihre Sicherheitseinheiten wurden zusammengelegt, wobei die Verantwortung für die Sicherheit auf dem Gelände vom Büro der Vereinten Nationen übernommen wurde.
Voraussetzung für die Arbeit beim UN-Sicherheitsdienst seien 3 Jahre Militär- oder 3 Jahre Polizeidienst, ein schriftlicher und ein sportlicher Aufnahmetest sowie ein Interview. Englischkenntnisse werden vorausgesetzt. Neu rekrutierte Security-Officers durchlaufen eine sechswöchige Grundausbildung, wo sie die grundlegenden Kenntnisse erhalten, die sie für den Dienst als UN-Angestellte im Allgemeinen und als UN-Security-Officer im Speziellen brauchen. Ihr Einsatzgebiet ist das Stadtgelände der UNO-City Wien.“
Units, Teams und Checkpoints.
Neben Objektschutz, allgemeinen Sicherheitsaufgaben und Personenschutz gibt es Spezialkommandos wie ein Investigation-Team, das für interne Erhebungen, Diebstähle etc. zuständig ist. „Das Vienna Security- and Safety-Service ist unterteilt in Units und diese wieder in mehrere Teams, wobei deren Aufgaben sehr unterschiedlich sind“, sagt der Security-Lieutenant. Das Vienna International Centre (VIC) hat 4.500 Mitarbeiter, plus Konferenzteilnehmer und Besucher sind manchmal bis zu 6.000 Personen in der UNO-City. „Wir sind in einer kleinen Stadt. Auch bezüglich des Sicherheitsdienstes müssen wir daher eine Vielzahl an Tätigkeiten abdecken.“ Das größte Team ist das Perimeter-Team. Seine Aufgabe ist die Eingangskontrolle an den Checkpoints. „Zusätzlich haben wir 4 Squad-Teams, die im Schichtdienst auch nachts und an den Wochenenden die Sicherheit aufrechterhalten. Wir stellen die Betriebsfeuerwehr, wir haben ein Emergency-Response-Team, Personenschutzteam, Konferenzteam, ein Hunde-Team und einige andere mehr.“
Die Aufgabe eines UN-Security-Officer ist es, das Leben und Eigentum der Delegierten, Mitarbeiter oder sonstiger Personen zu schützen und für die Sicherheit im Vienna International Centre zu sorgen. UN-Security-Officers genießen ,functional Immunity‘. Sie ist die Voraussetzung, um unsere Mitarbeiter zu den weltweit stattfindenden UN-Konferenzen und Friedensmissionen entsenden und um dort unser Mandat erfüllen zu können“, erklärt der Security-Lieutenant. Sie sei auch die notwendige legale Basis, damit zum Beispiel ein uniformierter, bewaffneter UN-Security Officer im Bedarfsfall auch außerhalb des Areals (z. B. vor dem Checkpoint) agieren dürfe, wenn es die Sicherheit eines UN-Mitarbeiters erfordere. Oder wenn z. B. außerhalb eines Checkpoints ein Verkehrsunfall mit Personenschaden stattfinde, seien UN-Mitarbeiter befugt und verpflichtet, Hilfe zu leisten – im Rahmen der österreichischen Gesetze. „Das Selbstverständnis der UN-Polizei ist vergleichbar mit dem der österreichischen Polizeibeamten. Die beste Verbrechensbekämpfung beginnt bei der Verhinderung von Straftaten. Sicherheitsdienst bedeutet zu 99 Prozent Präventivarbeit“, sagt der Security-Lieutenant.
IPA als wichtiger Partner.
Die UN-Polizisten stehen im engen Kontakt mit den österreichischen Kollegen, vor allem in der Donaustadt, sowie Cobra und WEGA. Aber auch mit der International Police Association (IPA). Letztere ist seit 26. Juli 1995 bei der UNO mit beratendem Status in der Liste der nicht staatlichen internationalen Organisationen registriert. Zuletzt gab es im März 2023 ein Treffen zwischen Mitgliedern des Vienna Security- und Safety-Services der UNO-City und der IPA Wien im IPA-Klublokal – eine Tradition seit 1985.
„Die IPA ist für uns ein Partner zur Aufrechterhaltung der für uns so wichtigen Kontakte zur Polizei, in Österreich aber auch im Ausland“, sagt der Security-Lieutenant. „Außerdem ist die IPA für uns UN-Security-Bedienstete die einzige Möglichkeit, uns privat als zugehörig zum internationalen Kreis von Sicherheitskräften wie Militär oder Polizei zu deklarieren.“ Die Qualität der UN-Polizei bildet den Querschnitt aus allen Polizei- und Militärorganisationen aus allen beteiligten Ländern. In der Wiener UNO-City befindet sich die Sicherheitskompetenz aus 193 Mitgliedsländern. Jeder einzelne der UN-Sicherheitskräfte in Wien kann jederzeit zu anderen UNO-Standorten oder Sicherheitseinsätzen rund um die Welt berufen werden – ob Klimakonferenz oder zur Unterstützung der weltweiten UN-Friedensmissionen.
Julia Brunhofer/Herbert Zwickl
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2023
Druckversion des Artikels (PDF 643 kB)