Cybersicherheit
Bewusstsein und Sensibilität
Das Innenministerium und das Land Niederösterreich kooperieren im Bereich Cybersicherheit mit der gemeinsamen Roadshow „Sensibilisierung Cybersicherheit“.
Vernetzte digitale Technologien durchdringen heute fast jeden Aspekt unseres Lebens. Die voranschreitende Digitalisierung begleitet uns sowohl in unserem privaten, wie auch in unserem beruflichen Alltag. In vielen Lebens- und Arbeitsbereichen erscheint es aktuell kaum mehr vorstellbar, die anstehenden Aufgaben ohne die Dienste der digitalen Welt bewältigen zu können. Während uns der technologische Fortschritt enorme Chancen bietet, birgt er auch Risiken, denen wir uns stellen müssen. Im Bundesministerium für Inneres ist man sich dieses Spannungsfeldes zwischen Chancen und Risiken bewusst und setzt sich aus diesem Grund intensiv mit den Gefahren und Bedrohungen im Cyber-Raum auseinander. Dies wird insbesondere dadurch deutlich, dass auch Bundesminister Gerhard Karner diesem Thema Priorität einräumt und dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit unterstreicht.
Nach einem Cyber-Angriff auf die Infrastruktur des Landes Kärnten im Mai 2022 fand im November 2022 im Auftrag des Amtes der Kärntner Landesregierung und des Bundesministerium für Inneres eine Cybersicherheitskonferenz im Lakesidepark in Klagenfurt statt. Ziel war es, aus den Erfahrungen zu lernen und ein breites Bewusstsein für die Gefahren im Cyber-Raum zu schaffen. Aufgrund des Erfolgs der Konferenz wurde diese Initiative auch vom Land Niederösterreich aufgegriffen und eine diesbezügliche Kooperation vereinbart.
Roadshow.
Erster Höhepunkt dieser Kooperation war eine Cybersicherheitskonferenz im Haus der Digitalisierung in Tulln an der Donau am 19. April 2023. Neben Innenminister Gerhard Karner nahmen an dieser Konferenz zahlreiche Expertinnen und Experten aus den Bereichen Informationstechnologie, Wirtschaft, Verwaltung und Bildung teil. Die Veranstaltung bildete gleichzeitig auch den Startschuss zu einer neuen Initiative: Der gemeinsamen Roadshow „Sensibilisierung Cybersicherheit“ von Innenministerium, Haus der Digitalisierung und Wirtschaftskammer Niederösterreich. Ziel der Roadshow ist es, auf einer möglichst breiten Basis Bewusstsein und Sensibilität für Cybersicherheits-Fragen zu schaffen und damit die Resilienz von Unternehmen und Organisationen gegen Gefahren zu erhöhen.
Triathlon.
Besonderes Augenmerk bei der Konzeption dieser Roadshow wurde auf die Zielgruppen gelegt. Es wurde festgelegt, dass sich die Veranstaltungsreihe auf die Bereiche Bildung, Verwaltung und Wirtschaft konzentrieren sollte. Passend dazu wurde ein entsprechendes Format entwickelt, das vorsieht, im Laufe jeweils eines Tages eine höhere Bildungseinrichtung, eine Bezirkshauptmannschaft und eine Niederlassung der Wirtschaftskammer zu besuchen. Die ausgewählten Einrichtungen sollen dabei als Multiplikatoren der vermittelten Inhalte in ihren jeweiligen lokalen Bereichen fungieren. Durch diese Dreiteilung jeder Station der Roadshow entstand schließlich das Bild eines „Cybersicherheits-Triathlons“. Eine zentrale Herausforderung bei der Gestaltung war es, die völlig unterschiedlichen Anforderungen dieser drei Bereiche zu berücksichtigen.
Bildung.
Die digitale Lebensrealität von Schülerinnen und Schülern unterscheidet sich von jener der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltung und Wirtschaft. Während in den beiden letztgenannten Bereichen klassische Aspekte der Cybersicherheit im Vordergrund stehen, sind diese in einem schulischen Umfeld nur ein Teilbereich. Hier ist auch die Vermittlung von technischer sowie sozialer Kompetenz im Umgang mit sozialen Medien ein wichtiger Punkt. Daher erfolgt im Bildungsbereich in einem ersten Teil ein Cybersicherheitsvortrag von Bediensteten des Fachbereichs Prävention im Innenministerium (BMI-Abteilung IV/S/2), die den Schülerinnen und Schülern anhand praktischer Beispiele Gefahren im Cyber-Raum demonstrieren. Den zweiten Teil gestalten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landeskriminalämter, die im Umgang mit Kindern und Jugendlichen geschult sind und daher auch sensible Themen wie Cybermobbing oder Cybergrooming ansprechen können.
Verwaltung.
Es gibt eine Reihe von Gründen, sei es Effizienzsteigerung, Kostenersparnis, Kundenorientierung oder Partizipation, die dazu geführt haben, dass die Digitalisierung gerade in der Verwaltung mittlerweile eine enorm wichtige Rolle spielt. Für die Verwaltung wurde vom Fachbereich Prävention ein Vortrag konzipiert, der den Bediensteten Angriffsmuster und Angriffsarten erklärt, zeigt und Handlungsempfehlungen an die Hand gibt, um diese Bedrohungen erkennen und sich entsprechend verhalten zu können. Ziel ist es, einen Beitrag zu einer cybersicheren Verwaltung zu leisten, damit die für die Bürgerinnen und Bürger wichtigen Dienste verlässlich und sicher erbracht werden können.
Wirtschaft.
Den Abschluss jedes Cybersicherheits-Triathlons bildet die Wirtschaft. Für diesen Teil werden von der Wirtschaftskammer NÖ jeweils interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer in den lokalen Stützpunkt der WKO eingeladen. In der Wirtschaft hängt Unternehmenserfolg von einer funktionierenden digitalen Infrastruktur ab. In den Betrieben werden Kundendaten, Finanzdaten, Mitarbeiterdaten und „Geschäftsgeheimnisse“ verarbeitet. Nur effektive Cybersicherheitsmaßnahmen schützen diese Informationen und die dahinterliegenden Systeme vor unbefugtem Zugriff, Manipulation oder Zerstörung. Bedienstete des Fachbereichs Prävention informieren Wirtschaftstreibende über Cyber-Gefahren und entsprechende Gegenmaßnahmen. Im Anschluss stehen Vertreterinnen und Vertreter von Sicherheitsunternehmen für Beratungen sowie zum Austausch und zur Vernetzung zur Verfügung.
Wie geht es weiter?
Bisher haben bei der Roadshow „Sensibilisierung Cybersicherheit“ zwei Cybersicherheits-Triathlons stattgefunden. Den Auftakt machte am 16. Mai 2023 die Stadt Krems mit den Veranstaltungsorten BG/BRG Rechte Kremszeile, BH Krems und dem WKO-Stützpunkt Krems. Die Veranstaltungen wurden sehr gut angenommen. Am 15. Juni 2023 folgte ein weiterer Triathlon mit den Standorten BG/BRG Purkersdorf, der BH Tulln an der Donau und dem WKO-Stützpunkt Klosterneuburg. Das Besondere an diesem Termin war ein nahtloser Übergang zur „langen Nacht der Wirtschaft“, die unmittelbar im Anschluss begann. Weitere Cybersicherheits-Triathlons sind in Wieselburg/ Scheibbs (September), St. Pölten (Oktober) und Wiener Neustadt (November) geplant.
Martin Merka
Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2023
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