Einsätze

Rettungs- und Bergeaktion von vier in Bergnot geratenen Alpinisten auf dem Ötscher

Eine Gruppe von vier Alpinisten unternahm am 21.03.2021 eine Skitour auf den Großen Ötscher (1893m) in den Ybbstaler Alpen. Nachdem sie aufgrund der schlechten Sicht und des stürmischen Wetters die Orientierung verloren hatten, beschlossen sie, umzudrehen und wieder abzusteigen bzw. abzufahren.

Dabei gerieten sie auf eine Wechte, die in der Folge abbrach. Sie stürzten mit der Wechte ca. 5 Meter ab und gerieten in die ca. 40 – 45 Grad steile, teilweise felsdurchsetzte Südflanke. Dabei lösten sie ein Schneebrett aus – es herrschte erhebliche Lawinengefahr - und wurden teilverschüttet und glücklicherweise nicht verletzt. Sie konnten sich selbst aus den Schneemassen befreien. Da es ihnen aus eigener Kraft nicht gelang, sich in Sicherheit zu bringen, alarmierten sie am Nachmittag über den Alpin-Notruf 140 die Einsatzkräfte. Durch Übermittlung ihres GPS-Standorts via Mobiltelefon konnte ihre Position sehr schnell festgestellt werden. Insgesamt 70 Einsatzkräfte der Bergrettung und Alpinpolizei versuchten, zu den 4 Alpinisten vorzudringen, was aber auf Grund der schlechten Verhältnisse und des bevorstehenden Einbruches der Dunkelheit nicht möglich war. Daher wurde den vier in akuter alpiner Notlage befindlichen Männern telefonisch mitgeteilt, dass sie die Nacht an Ort und Stelle im Gelände verbringen müssen und sich eine Schneehöhle (Notbiwak) einrichten müssen. Es wurde ihnen zugesichert, dass am nächsten Morgen bei Tagesanbruch Suchmannschaften aufsteigen und alles versucht wird, ihnen so bald als möglich zu helfen.
Der Alpineinsatz wurde auch von der Libelle Wien-Meidling unterstützt, wobei der Einsatz auf Grund von vereisten Rotorblättern abgebrochen werden musste.
Am Montag den 22.03.2021 um 05.30 Uhr, wurde die Rettungsaktion fortgesetzt. Mehrere Gruppen bestehend aus Bergrettern und Alpinpolizisten stiegen abermals zum Großen Ötscher auf. Um 05.45 Uhr hatte die Einsatzleitung wieder telefonisch Kontakt zu den in Not geratenen. Sie teilten mit, dass sie die Nacht unter den gegebenen Umständen gut überstanden hätten. Oberhalb der Alpinisten wurden Standplätze eingerichtet – ein Abseilen bzw. Ablassen von Rettern zu den in Not geratenen Tourengehern war aber auf Grund der Verhältnisse nach wie vor nicht vertretbar. Eine weitere Maßnahme war das Ablassen einer Gebirgstrage mit Funkgeräten, Anseilmaterial und Wärmemitteln. Dies gelang erst nach mehreren Versuchen, da sich die 4 Alpinisten ca. 170 Meter vom Standplatz entfernt und ca. 80 Höhenmeter tiefer in der Südflanke befanden. Ab diesem Zeitpunkt bestand eine Funk- und Seilverbindung. Mittels Mannschaftsflaschenzug wurden die 4 Alpinisten bergwärts geborgen, an Ort und Stelle ärztlich versorgt und nach Abtransport in umliegende Krankenhäuser eingeliefert, wo sie stationär aufgenommen wurden. Alle waren stark unterkühlt, dehydriert und erlitten teilweise schwere Erfrierungen – aber das Wichtigste – alle 4 Alpinisten waren am Leben und konnten – wie auch ein Hund - gerettet werden.
Ein anspruchsvoller und speziell im Hinblick das Risikomanagement – alpine Gefahren – fordernder Alpineinsatz ging erfolgreich zu Ende. Dass alle Einsatzkräfte verletzungsfrei einrückten, war bei diesen Verhältnissen auch nicht selbstverständlich.


Major Michael HOCHGERNER – Leiter des Alpindienstes LPD NÖ
BezInsp Bernd WAGNER – stellvertretender Leiter der AEG NÖ/West

Bergrettung und Alpinpolizei am Ötscher im Einsatz
Foto: ©  Alpinpolizei NÖ
...Bergung von vier Alpinisten aus der Südflanke bei Schlechtwetter
Foto: ©  Alpinpolizei NÖ

Artikel Nr: 18561 vom Freitag, 26. März 2021, 09:45 Uhr
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