Landespolizeidirektion Wien

Einsatzübung: Amoklauf in Bürogebäude

Was, wenn Männer in ein Bürogebäude eindringen und wahllos auf Menschen schießen? Ein Szenario, das Spezialisten der WEGA und der tschechischen Spezialeinheit SPJ mit Bediensteten der LPD Wien und Niederösterreich sowie der Berufsrettung Wien am 14. September 2019 in Wien trainierten. Fotostrecke unter weiterführende Links.

Das Szenario am 14. September 2019 beginnt mit Schüssen, die durch das Atrium eines Bürogebäudes in Wien peitschen. Im Zehntelsekunden-Takt, als explodieren Chinaböller. Danach Schreie, wieder Schüsse, Schreie. Menschen werfen sich auf den Fußboden oder sacken zusammen, weil sie von Kugeln getroffen werden.
"Merkwürdigerweise hört man Kugeln nicht, wenn sie von Nahem abgeschossen werden", hatte der 43-jährige Vermögensverwalter Jérôme Lorenzi kurz nach dem Anschlag auf die Konzerthalle Bataclan in Paris im November 2015 gesagt, den er überlebt hatte. "Man spürt nur deren Hitze an der Wange."
Zurück in die offene, zweigeschossige Eingangshalle des Bürogebäudes in Wien. Der Geruch von Schießpulver liegt in der Luft. Menschen liegen am Boden, viele suchen Deckung hinter Säulen und Tischen und Bänken, andere fliehen über Stiegen. Es sieht aus, als hätte ein Meteorit eingeschlagen, alles nur dargestellt, aber doch irgendwie real. Und beklemmend.

Einsatzübung "Active Shooter"

"Wir haben versucht, das Szenario der Einsatzübung ‚Active Shooter‘ so real wie möglich zu gestalten – es sah vor, dass mehrere Männer in einen Bürokomplex eindringen und zu schießen beginnen", sagte Mag. Thomas Greis vom Zentrum für Fortbildung der Sicherheitsakademie des Innenministeriums – er organisierte die Einsatzübung am 14. September 2019 in Wien. "Das Ziel für die eingesetzten Polizei- und Rettungskräfte war unter anderem, wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse in so einer schwierigen Situation zu gewinnen", ergänzte Greis. Als Einsatztrainer und Mitglied einer Verhandlungsgruppe weiß er, worüber er spricht. "Seit 2011 leite ich auch den ‚Arbeitskreis Polizei und Gewalt‘ an der Sicherheitsakademie, eine Vortragsreihe, die sich mit verschiedenen Aspekten von polizeilichem Handeln und Gewalt auseinandersetzt."

Zusammenspiel mit Rettungskräften

Mehr als 30 Spezialisten der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) sowie Polizistinnen und Polizisten der Bereitschaftseinheit Wien, der Einsatzeinheit Wien und der Landespolizeidirektion Niederösterreich nahmen an der Einsatzübung teil. Hilfe holte man sich auch aus dem Ausland, und die kam von der tschechischen Einheit "Speciální Porádková Jednotk" (SPJ), die mit knapp 30 Beamten vertreten war. Das Zusammenspiel mit Rettungskräften wurde mit Mitgliedern der Berufsrettung Wien geübt.

"Seit 2018 erfolgt im Rahmen eines geförderten EU-Projekts ein intensiver Erfahrungsaustausch zwischen der WEGA und der SPJ", sagte WEGA-Kompaniekommandant und Übungs-Einsatzleiter Oberstleutnant Oliver Hitz. "Am heutigen Übungstag waren drei Teams der SPJ mit je zehn Beamten unter meinem Kommando beteiligt." Zusammen mit den Polizei- und Rettungskräften sowie mit Darstellern (Polizeischülerinnen und -schüler), Beobachtern und Schiedsrichtern nahmen rund 400 Menschen an der Einsatzübung teil.

"Dieser Tag war sehr interessant, weil so etwas auch in der Realität passieren kann. Ich denke, dass ich heute für die Praxis viel mitnehmen konnte", sagte Petra, seit März 2018 Polizeischülerin in Wien – sie agierte bei der Übung als Bankmanagerin. "Außerdem finde ich es großartig, dass auch tschechische Polizisten teilgenommen haben, weil Terror ja keine Grenzen kennt." Unter den rund 140 Darstellerinnen und Darstellern war auch Conny, seit knapp vier Monaten bei der Polizei; sie bekam die Rolle einer leicht verletzten Studentin übertragen. "Man kann heute viel lernen und das taktische Vorgehen von den Spezialisten beobachten, sogar live miterleben, das ist schon einzigartig", sagte sie. Stephan, seit März 2018 bei der Polizei, ein Bankmanager, der panisch reagieren sollte, ergänzte: "Interessant ist, wie sich Menschen in so einer Situation verhalten, und wie Polizisten diesen Menschen begegnen – vielleicht können wir auch da etwas für die Zukunft mitnehmen."

Einen aktiven Part bei der Übung übernahm Kontrollinspektor Markus Bauer, stellvertretender Kommandant der Polizeiinspektion Waidhofen an der Ybbs in Niederösterreich, er stellte den Erstkontakt zu den Tätern her, wurde bei einem Schusswechsel angeschossen und verletzt. "Es ist äußerst wichtig, dass man derartige Szenarien trainiert, denn Einsatzkräfte müssen auf solche schwierigen Situationen bestmöglich vorbereitet sein", betonte er.

Übungsort "Bürokomplex"

Trainiert wurde in einem modernen Bürogebäude in Wien mit einer Bruttogeschoßfläche von mehr als 165.000 m², in dem an Werktagen etwa 5.000 Menschen arbeiten. Restaurants und Cafés im Erdgeschoß machen das Bürogebäude auch der Öffentlichkeit zugänglich.

Links:

Polizisten bei der Einsatzübung am 14. September 2019 in Wien.
Foto: ©  BMI/Gerd Pachauer

Artikel Nr: 17303 vom Freitag, 20. September 2019, 07:30 Uhr
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