Ausgabe 3/2008


Polizeiwissenschaft

Ein europäischer Ansatz

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Hans-Gerd Jaschke

Der Anstieg der organisierten und grenzüberschreitenden Kriminalität begleitet den Prozess der Globalisierung. Der rasche Austausch von Informationen und Wissen, Menschen und Waren, Kulturgütern und Werten und – nicht zuletzt – eine wachsende soziale Ungleichheit haben zu neuen Formen von Kriminalität und Gefährdungen der öffentlichen Ordnung geführt. Man denke etwa an Menschenhandel, illegale Einwanderung, organisierte Kriminalität, Korruption, Internetkriminalität und die Bedrohung durch den Terrorismus. Die Polizei und andere Sicherheitsbehörden müssen auf diese modernen Herausforderungen reagieren. Im Zuge dessen hat sich seit den 1990er Jahren die europäische polizeiliche Zusammenarbeit weiter intensiviert und institutionalisiert. Auch die Ereignisse des 11. September 2001 hatten weitreichende Auswirkungen auf die dynamische Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit: Intensivierung der grenzüberschreitenden Polizeiarbeit, beschleunigter Aufbau der Einrichtungen innerhalb der 3. EU Säule, erleichterter und systematisch ausgeweiteter Austausch von Erfahrungen und gemeinsamen Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für leitende Polizeibeamte (CEPOL).

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"Moral haben wir schon! Wozu noch Ethik?"

Berufsethische Herausforderungen der Polizeiarbeit

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Werner Schiewek

Organisationen sind Horte von Moral. Das gilt besonders für die Polizei, die als Verwalterin des staatlichen Gewaltmonopols an einer besonders sensiblen Schnittstelle zwischen Staat und Gesellschaft arbeitet. Die moralische Sensibilität und die moralischen Ansprüche, die an die Arbeit der Polizei von Seiten der Gesellschaft, aber auch in der Polizei selbst von ihren Angehörigen formuliert werden, wachsen rapide. Der vorliegende Beitrag formuliert die These, dass dieser wachsende Moralbedarf unausweichlich zu Problemlagen führt, die mithilfe der herkömmlichen moralischen Instanzen in der Polizei (Recht, Tugend und Profession) nur noch unzureichend gelöst werden können. Demgegenüber wird die Entwicklung ethischer Kompetenz zu einem erfolgskritischen Faktor zur Erzeugung und Erhaltung von Moral in Organisationen im Allgemeinen und in der Polizei im Besonderen. Die Leistung ethischer Kompetenz wird darin gesehen, unter dem Blickwinkel ausgewählter moralischer Dimensionen (Wahrheit, Versprechen, Gerechtigkeit), die für die moralische Qualität jeder Art von Kooperation von entscheidender Bedeutung sind, moralische Konfliktlagen erkennen, benennen und über diese begründet entscheiden zu können.

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Amtshaftungsverfahren und Luftfahrtgesetz

Eine Betrachtung

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Franz Matscher

Der 2005 ausgebrochene „Innsbrucker Flughafenfall“, dessen Auswirkungen noch die Gerichte beschäftigen, wirft Fragen auf, die für das BM.I, aber auch für andere Ressorts, über den Anlassfall hinaus von Bedeutung sind, zumal sich die gleichen Fragen auch in ähnlichen Situationen immer wieder stellen werden. Es geht dabei um das Problem der Amtsverschwiegenheit, deren Tragweite und deren Auswirkungen im Verfahren vor Gerichten und vor Verwaltungsbehörden. Es lohnt sich daher, den gesamten Fragenkomplex, primär im Hinblick auf die Belange der Sicherheitsverwaltung, allgemein zu untersuchen.

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Eine Annäherung aus unterschiedlichen Bereichen

Führung

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Karlheinz Dudek, Thomas Hopfner

Der Themenbereich Führung ist in Literatur, Lehre und Praxis immer wieder Gegenstand umfassender Betrachtungen und kontroversieller Diskussionen. Dabei ist zu bedenken, dass Führung veränderlich, veränderbar und damit nichts Objektives und Endgültiges – sondern in seiner Gesamtheit komplex, verklärt, oft auch mehrdeutig oder sogar widersprüchlich – wahrgenommen wird. Vor dem Hintergrund dieser Zeilen ist es Ziel der Autoren, sich dem Thema Führung aus der Sicht der Aus- und Fortbildungsverantwortlichen der Sicherheitsakademie – in vertretbarer Kürze – im Konnex zum „System Organisation“ theoretisch anzunähern und anzustrebende Kompetenzen von Führungskräften auch – praktisch – wahrnehmbar zu machen. Dies auch deshalb, weil damit einhergehende Überlegungen und Positionierungen zum Thema Führung nicht nur für die Organisation BM.I intern unmittelbare Auswirkungen haben, sondern auch für die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit von strategischer Relevanz sind – ist es doch die Polizei, die für die Menschen in Österreich als Träger des Gewaltmonopols des Staates mittelbar oder unmittelbar erlebt wird. Führungskräften kommt demnach in der Organisation BM.I besondere Bedeutung zu. Deren – situativ angepasster – Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wirkt sich maßgeblich auf das Verhalten der Exekutive zu den Menschen in unserem Lande aus.

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Die Bedeutung von Kriminalprävention

Stellenwert und Wirkung

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Susanne Kirchner

Kriminalität ist ein gesellschaftliches Phänomen, das alle Gesellschaftsschichten in verschiedener Weise betrifft und berührt. Die vielschichtigen Entstehungsbedingungen von Kriminalität, die nur zum Teil hinreichend erforscht sind, sind die Wurzeln devianten Verhaltens, die es gilt nachhaltig so zu verändern, dass Kriminalität erst gar nicht entsteht. Ziel des vorliegenden Projektes war es, den Stellenwert und die Wirkung von Kriminalprävention nach innen und außen auf sozialwissenschaftlicher Basis zu analysieren und einen ersten Input dahingehend zu liefern, dass präventive Arbeit im Bereich Kriminalitätsvermeidung ihre gesellschaftliche Relevanz besitzt. Es wurden drei Befragungseinheiten – Führungskräfte und Mitarbeiter im BM.I (Exekutiv- und Präventionsbeamte) sowie Vor-Ort-Beratene – kontaktiert und aus Vergleichsgründen mit teilweise überlappenden Fragestellungen befragt. Die Hauptergebnisse sind: hohe Zufriedenheitswerte bei den Mitarbeitern der Kriminalprävention und den Beratenen, die Notwendigkeit von verbesserten Ressourcen für die Kriminalprävention sowie von mehr Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung nach innen und außen. Insgesamt sind positive Effekte der Beratung durchaus nachzuweisen.

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Schwerste Formen der Beziehungsgewalt

Empirische Befunde und Ansätze zur Prävention

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Karin Herbers

Nahezu täglich finden sich in den Medien Meldungen über schwerste Formen der Gewalt zwischen aktuellen oder früheren Lebenspartnern. Von Familientragödien oder Ehedramen ist dann oft die Rede, und nicht selten wird die Frage aufgeworfen, ob sich diese schweren oder gar tödlichen Gewaltakte hätten verhindern lassen. Wird rückblickend offenkundig, dass Polizei oder andere Institutionen im Vorfeld der Taten Kontakte zu den Tatbeteiligten hatten, dann sehen sich diese Institutionen oftmals mit massiven Vorwürfen konfrontiert. Für die professionellen Akteure in den Institutionen bringt jeder dieser Sachverhalte, neben dem Erleben der mit den Taten verbundenen Lebensschicksale, auch eine persönliche und mitunter äußerst belastende Auseinandersetzung mit dem eigenen professionellen Handeln mit sich. Dieser Beitrag beleuchtet das Thema unter Rückgriff auf internationale Forschungsbefunde zu Beziehungsfemiziden (= Tötung der Intimpartnerin) und Ergebnisse einer eigenen Analyse von Tötungsdelikten an Frauen. Die weitaus selteneren Partnertötungen durch Frauen sind nicht Gegenstand der Betrachtungen.

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Der Tsunami-Einsatz

Eine reflexive Aufarbeitung

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Elisabeth Schneider, Manfred Krampl

Lang andauernde und komplexe Einsätze wie beispiellos infolge der Tsunami- Katastrophe erfordern auch eine komplexe Aufarbeitung für Einsatzkräfte. Die Autoren vom Psychologischen Dienst der Sicherheitsakademie (.SIAK) des österreichischen Bundesministeriums für Inneres sind nach dem Tsunami-Einsatz des österreichischen Desaster Victim Identification (DVI) Team einen neuen Weg gegangen. Neben der Aufarbeitung von traumatischen Aspekten und erfolgten Reaktionen bzw. Auswirkungen des Einsatzes wurden grundlegende weitere Stressoren berücksichtigt. Stress-Moderatoren vor, während und nach dem Einsatz wurden mit einbezogen und unter Berücksichtigung von arbeitspsychologischen und teambildenden Aspekten aufgearbeitet. Es gelang somit nicht nur eine kohärente Gesamtstruktur des umfassenden Einsatzes zu gestalten, sondern auch Bewertungskriterien wie Sinnhaftigkeit und Wertigkeit des Einsatzes zu fokussieren. Bedeutende Kohäsionskräfte des Teams, „Teamgeist“ und Zusammengehörigkeitsgefühl wurden somit positiv verstärkt.

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Das Geografische Informationssystem

Rechtliche Rahmenbedingungen in Österreich (Teil 2)

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Paul Marouschek

Im zweiten Teil der Serie über polizeiliche Führungsinformationssysteme sind die Visualisierung mittels elektronischer Landkarten, also die Einrichtung eines Geografischen Informationssystems (GIS), die Kooperation mit der Wissenschaft bei der Entwicklung des Austrian Crime Information Systems und im Speziellen die Knackpunkte bei der Implementierung von solchen Tools die Themenschwerpunkte. „Heiße Eisen“, wie einheitliches Begriffsverständnis und einheitliche Auswertemethodiken, sind parallel zu führende notwendige Initiativen, ebenso wie eine enge Kooperation mit der Wissenschaft. Trotzdem darf nicht erwartet werden, dass ohne eine neue Führungskultur tatsächlich der volle Nutzen aus neuen Auswerte- und Analysemethodiken erreicht werden kann. Die aktive und rechtzeitige Einbindung in den kriminalpolizeilichen Strategieentwicklungsprozess ist daher unabdingbar.

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Europol

Abteilung Schwerkriminalität – Produkte und Dienstleistungen (Teil 3)

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Max-Peter Ratzel

Im ersten Beitrag dieser Artikelserie über Europol wurde die Abteilung Schwerkriminalität (Serious Crime Department) zu Recht als das Herzstück der Organisation bezeichnet. Folgerichtig ist diese Abteilung, in der überwiegend Mitarbeiter der Strafverfolgungsbehörden aus den Mitgliedsstaaten arbeiten, mit rund 200 Mitarbeitern die größte innerhalb der Organisation. Knapp die Hälfte dieser Ressourcen ist im Analysebereich eingesetzt und einzelnen Analyseprojekten zugeordnet. Wichtigstes strategisches Produkt der Abteilung ist die zurzeit jährlich erstellte Gefährdungs- und Bedrohungsanalyse zur organisierten Kriminalität (Organised Crime Threat Assessment, OCTA). Erstmalig wurde im Jahr 2007 auch ein Situations- und Trendbericht für den Bereich Terrorismus (TE-SAT) erstellt. Die Abteilung ist in Fachreferate entsprechend den einzelnen Mandatsbereichen gegliedert. Kriminalitätsbrennpunkte bestimmen die Schwerpunkte ihrer Aktivitäten. Die Analysis Work Files (AWF) genannten Arbeitsdateien zu Analysezwecken sind dabei zentrale Komponenten einer effektiven Verbrechensbekämpfung.

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